Multilateraler Abgesang auf die WTO

Bei der Ministerkonferenz in Bali könnte die laufende Freihandelsrunde beerdigt werden

  • Andreas Behn, Bali
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Gerade arme Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika leiden unter den Folgen des Freihandels – etwa wenn Billigimporte von Getreide oder Milchpulver aus den Indus-trieländern einheimische Bauern ruinieren. Dennoch wird im Rahmen der Welthandelsorganisation weiter versucht, die Regeln noch zu erweitern. Es gibt aber immer mehr Widerstand dagegen. Auch bei der WTO-Konferenz in Bali werden die Interessengegensätze zwischen Industrie- und Entwicklungsländern besonders groß sein.

Handelserleichterungen versus Agrarabkommen versus Sonderbedingungen für die ärmsten Länder - die rund 160 Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) sind zerstritten wie eh und je, wenn sie heute auf der indonesischen Insel Bali zu ihrer 9. Ministerkonferenz zusammenkommen. Bei den bis Freitag laufenden Verhandlungen ist ein Konsens nicht in Sicht.

Das Scheitern auch dieser Konferenz könnte das Ende der WTO bedeuten, die einst mit dem Anspruch angetreten war, ein lückenloses globales Regelwerk für den Handel mit Gütern, Dienstleistungen und geistigem Eigentum zu schaffen. Der aus Brasilien stammende neue WTO-Chef, Roberto Azevedo, ist realistisch und setzt auf ein Minimalabkommen. Statt Konsens in allen Punkten anzustreben, sollen nur Teilaspekte der bereits 2001 begonnenen Doha-Runde verhandelt und beschlossen werden. Es ist der Versuch, von der Welthandelsorganisation zu retten, was zu retten ist. Doch bei den Vorve...


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