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Urzeitlicher Knochen-Extrakt

Forscher entzifferten erstmals Erbgut des 400 000 Jahre alten Homo heidelbergensis

  • Lesedauer: 2 Min.

Evolutionsforscher haben erstmals 400 000 Jahre altes menschliches Erbgut entziffert. Es sei gelungen, eine nahezu vollständige mitochondriale Genomsequenz eines Homo heidelbergensis zu sequenzieren, berichtet ein Team um Matthias Meyer vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt »Nature« (doi: 10.1038/nature 12788). Mitochondrien sind die Kraftwerke der Körperzellen und besitzen eigenes Erbgut, das über Eizellen weitergegeben wird. Der Hominine aus der nordspanischen Höhle Sima de los Huesos ist der Analyse zufolge mit dem Denisova-Menschen verwandt, einem ausgestorbenen Verwandten des Neandertalers aus Asien.

Die Forscher um Meyer entwickelten nun neue Techniken für die Gewinnung und Sequenzierung stark degradierter uralter DNA. Aus einem Oberschenkelknochen des Homo heidelbergensis entnahmen sie zwei Gramm Knochenpulver. Daraus konnten sie DNA extrahieren. Die Leipziger Wissenschaftler verglichen die mitochondriale DNA (mtDNA) mit der von Neandertalern, Denisova-Menschen, Menschenaffen und heute lebenden Menschen. Ergebnis: Der Hominine aus Nordspanien müsse vor 700 000 Jahren einen gemeinsamen Vorfahren mit dem Denisova-Menschen gehabt haben. »Dass die mtDNA des Homininen aus Sima einen gemeinsamen Vorfahren mit der mtDNA des Denisova-Menschen und nicht mit der des Neandertalers teilt, überrascht uns, denn die Fossilien von Sima de los Huesos weisen Merkmale auf, die vom Neandertaler zu stammen scheinen«, erläuterte Meyer. »Dieses unerwartete Ergebnis deutet auf ein kompliziertes Evolutionsmuster hinsichtlich der Entstehung von Neandertalern und modernen Menschen«, erklärte Juan-Luis Arsuaga, Direktor des Forschungszentrums zur Evolution und zum Verhalten des Menschen (Madrid). dpa/nd

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