»Erdrückt klingt zu dramatisch«

Peter Brandt über seinen Vater, politische Differenzen und eine späte gesellschaftliche Anerkennung

Unter den zahlreichen neu erschienenen Bücher über Willy Brandt ragt eines heraus: »Mit anderen Augen« (J.H.W. Dietz, 280 S., geb., 24,90 €). Es ist das überraschendste und persönlichste Buch. Verfasst hat es der älteste Sohn des großen Sozialdemokraten: Peter Brandt, Professor an der Fernuniversität Hagen. Der 1948 in Berlin geborene Historiker war in der 68er-Studentenbewegung aktiv und zeitweise Trotzkist. 1994 trat er der SPD wieder bei, von der er sich in der Jugend abgekehrt hatte. Mit Peter Brandt sprach Karlen Vesper.

nd: Herr Brandt, was machen Sie am 18. Dezember?
Peter Brandt: Am Vormittag werde ich das Grab meines Vaters aufsuchen. Abends nehme ich an der zentralen Gedenkveranstaltung der SPD zum 100. Geburtstag von Willy Brandt teil.

In Ihrem Buch »Mit anderen Augen« schreiben Sie: »Es gibt wahrlich schlimmere Schicksale auf der Welt, als der Sohn eines deutschen Spitzenpolitikers zu sein - namentlich dieses Spitzenpolitikers.« Das klingt doch nach einem etwas problematischen Verhältnis?
In meiner Kindheit war unser Verhältnis völlig unproblematisch. Kinder nehmen das, was ist, als gegeben hin, problematisieren nicht so sehr viel. Unser private Verhältnis war durchgehend gut. Differenzen resultierten aus unterschiedlichen politischen Standpunkten, insbesondere in der Dekade Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre. Da ging es nicht zuletzt um den Krieg der USA in Vietnam. 1963 bin ich in West-Berlin den Falken beigetreten und gehört...


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