Mein Willy, dein Willy

Zu seinem 100. Geburtstag scheint die SPD mit dem Brandtschen Erbe im Reinen. In der Linkspartei erhebt man ebenfalls Anspruch

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Am 18. Dezember vor 100 Jahren wurde Willy Brandt geboren. Antifaschist, Sozialdemokrat, Protagonist des Kalten Krieges, dann der Entspannung zwischen Ost und West. Eine Jahrhundertfigur der deutschen Politik. Wem gehört Willy Brandt?

Es ist ein Tag Ende Oktober 2011, die Linkspartei gibt sich auf einem Parteitag in Erfurt ein neues Selbstverständnis. Schon die Wahl des Ortes mutet an wie der Versuch, sich ein Stück aus der Geschichte der Sozialdemokratie einzuverleiben, etwas von ihrer Tradition zu besetzen - hier in Thüringen hatte sich die SPD 1891 ihr Erfurter Programm gegeben. Nun hat auch die LINKE ein Erfurter Programm.

Es hat immer Stimmen in dieser neu gebildeten Partei gegeben, die so klangen, als gelte es eine neue, eine wahre Sozialdemokratie zu reaktivieren. Kein Wunder: Die Gründungsgeschichte der Wahlalternative WASG war nicht zuletzt eine der Abkehr enttäuschter SPD-Mitglieder, ein organisierter Widerspruch zur Politik von Gerhard Schröder.

Diesen Anspruch verkörperte niemand stärker als Oskar Lafontaine - ein ehemaliger SPD-Vorsitzender, einer der »Enkel« von Willy Brandt. Und Lafontaine redete gern von Brandt. Nicht einfach nur in de...


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