A 100-Ausbau: Fällung wieder verhindert

Aktivisten in Baumhaus harren weiter aus

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einer halben Stunde rückten die vier Mannschaftswagen der Polizei wieder ab. Fünf Aktivisten in den Bäumen und etwa 15 weitere auf dem Boden verhinderten am Dienstag zum vierten mal in diesem Jahr die Fällung einer Pappel auf dem Grundstück Neuköllnische Allee 33, welches auf der Trasse der geplanten Verlängerung der Stadtautobahn A100 liegt.

Karsten Sommer, der Anwalt des Besitzer des Grundstückes, untersagte der Polizei samt Fällkommando, dieses zu betreten. Offenbar hatte die Senatsverwaltung der Polizei mitgeteilt, das Grundstück gehöre seit dem 12. Dezember ihr. Sommer stellte richtig, dass es von der Stadt aus zwar ein Besitzeinweisungsverfahren gibt, welches in erster Instanz vom Verwaltungsgericht beschlossen wurde, aber dass es anhänglich vor dem Oberverwaltungsgericht ist und es dort noch nicht einmal einen Termin zur weiteren Verhandlung gebe.

»Dies war eindeutig ein Versuch, Tatsachen zu schaffen, bevor die Gerichte entschieden haben«, erklärte der Aktivist Peter Schwarz. Tatsachen, die auf den angrenzenden Grundstücken bereits geschaffen sind: Dort wurde am Dienstag stattdessen gefällt. Schwarz, der in der Umweltgruppe Robin Wood aktiv ist, begründet sein Engagement gegen den Ausbau der Autobahn auch mit stadtpolitischen Zusammenhängen: »Hier werden Investitionen für die nächsten Jahrzehnte getätigt, die die Autostadt als Ziel haben.« Der Verlauf der A100 neben dem S-Bahnring mache sie zum Konkurrenten für den Öffentlichen Nahverkehr. »Der jetzige Bauabschnitt soll den Verkehr an die Wohngebiete heranbringen; der nächste führt ihn in die Wohngebiete hinein.«

Am Wochenende wurde bekannt, dass für den übernächsten 4,1 km langen Bauabschnitt, der die A100 von Treptow durch Friedrichshain bis an die Storkower Straße verlängern soll, die Kosten explodieren. Statt der bisher geschätzten 268 Millionen Euro werde jetzt mit 531,5 Millionen Euro gerechnet. Für Schwarz folgen das der Logik des Kapitalismus: »Tunnelprojekte sind zur Zeit das Rentabelste was es in der Baubranche gibt.« Investiert wird nur, wo Profite winken.

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