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Ich kam 
als Gast in euer Land ...

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Karl-Liebknecht-Haus in Berlin wurde am Dienstag eine Ausstellung zu Opfern des Stalinterrors eröffnet und eine Gedenktafel für die linken Opfer des stalinistischen Terrors enthüllt.

Schicksal um Schicksal um Schicksal lässt sich nachlesen. Familie Koenen, Familie Duncker, Anni, Familie Rippberger. Arbeitssuchende oder politisch Verfolgte reisten in die Sowjetunion in der Hoffnung, dort ein sicheres Leben beginnen, einen Neuanfang wagen zu können. Anfang bis Mitte der 1930er Jahre lag die Zahl der Einwanderer am höchsten. Die Wanderausstellung »Ich kam als Gast in euer Land gereist …« ist zur Zeit in der Zentrale der Linkspartei im Karl-Liebknecht-Haus zu sehen.

Die zweisprachige Schau (deutsch und russisch) wird auch 2014 in mehreren Bundesländern zu sehen sein. Parallel dazu wird sie in Russland sowie in der Kasachischen Republik (Karaganda) gezeigt. Am Dienstagabend wurde sie in Berlin eröffnet, kurz bevor die Gedenktafel für die Opfer des stalinistischen Terrors enthüllt wurde. »Auch in der DDR wurde vor allem eins, nämlich geschwiegen«, sagte die Parteivorsitzende der LINKEN Katja Kipping bei der Anbringung. »Es ist an uns, den Opfern eine bleibende Erinnerung zu geben.«

Die Tafel mit der Inschrift »Ehrendes Gedenken an Tausende deutsche Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die in der Sowjetunion zwischen den 1930er und 1950er Jahren willkürlich verfolgt, entrechtet, in Straflager deportiert, auf Jahrzehnte verbannt und ermordet wurden« hatte zuvor für Streitigkeiten innerhalb der Linkspartei gesorgt.

Der Parteivorstand hatte das Angebot des Arbeitskreises angenommen, anlässlich der Einweihung der Tafel am KL-Haus die Ausstellung »Ich kam als Gast in euer Land gereist …« im Konsultations- und Informationszentrum zu zeigen. Diese von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand geförderte Wanderausstellung war zuvor in Berlin, Potsdam und Thüringen sowie in Russland, Kasachstan und Belgien zu sehen.

Während der Ausstellungseröffnung und dem anschließenden Podiumsgespräch wurde – nicht zuletzt mit Blick auf die von Kritikern vorgebrachten Bedenken gegen die Tafel am Haus – immer wieder betont und von den Diskutanten auf dem Podium begründet, dass es der richtige Text am richtigen Ort sei.
Der nächste Schritt wird sein, mit der Arbeit an der im Beschluss des Vorstandes der Linkspartei erwähnten Dauerausstellung über die im Karl-Liebknecht-Haus tätigen Genossinnen und Genossen zu beginnen. Die anwesenden Mitglieder des Arbeitskreises und der Historischen Kommission beim Parteivorstand werden demnächst darüber beraten.

Die Anbringung der Gedenktafel an der Parteizentrale war vom früheren DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow und anderen Vertretern des linken Flügels der Partei kritisiert worden. Modrow hatte die Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde als alternativen Standort ins Gespräch gebracht. Einige Gegner der Tafel demonstrierten tatsächlich während der Enthüllung vor der Parteizentrale. Ihre Buhrufe und Pfiffe wurden indes vom Applaus übertönt.

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