Nebel bis Wallace

Freitags Woche

  • Jan Freitag
  • Lesedauer: 2 Min.

Nur 73 Cent - schon merkwürdig, was für ein Aufstand darum gemacht wird, sofern es sich ums Fernsehen handelt. 73 Cent - um so viel wird 2015 die Rundfunkgebühr monatlich gesenkt. Wahnsinn. Und doch auch ein Beleg dafür, welche Relevanz dem Fernsehen noch immer zukommt, wenn über die Frage nach knapp 18 oder gut 17 Euro so viel Wind entsteht. Etwas zu ruhig weht er dagegen angesichts der Tatsache, was damit vorige Woche so angestellt wurde. Ohnehin stinkreiche Fußballclubs zum Beispiel mit Live-Übertragungen irrelevanter Spiele wie dem Weltpokalhalbfinale gegen ein chinesisches Retortenteam zu subventionieren. Erstaunlich nur, dass da sieben Millionen Zuschauer auch noch einschalten. So viele schafft Harald Schmidt ungefähr pro Jahr - weshalb ihn Sky am 13. März vom Bildschirm schickt. Womöglich für immer.

Ein anderer Schmidt namens Helmut startet dagegen nochmals durch: Zum 95. Geburtstag zeigt die ARD heute Nacht die bemerkenswerte Reportage Lebensfrage. Und bevor das Weihnachtsprogramm tags drauf in seinen jährlichen Aberwitz aus zwanghaften Wiederholungen und absurder Privataction mündet, sei noch kurz ein Aberwitz der klassischen Art empfohlen: Das Porträt des französischen Film-Irrwischs Louis de Funès auf Arte, kurz vor zehn. Dann aber geht's los, das volle Festtagsbrett.

Drei Nüsse für Aschenbrödel in Heavy Rotation und zwei Teile Pinocchio als animierte Neuinterpretation im Ersten. Im Zweiten Heiligabend mit Carmen Nebel und weihnachtsabends drauf fast das Gleiche mit Helene Fischer. 14 Stunden Edgar Wallace bei Kabel1 am Stück und eine Matrix-Folge pro Abend bei RTL. Aktualisierte Märchen am ARD-Nachmittag und Indiana Jones in der Sat1-Primetime. Alles tausendmal gesehen, alles Teil zeitgenössischer Weihnacht wie Dinner for One an Silvester.

Umso charmanter, dass ZDFkultur dem 24. Dezember tüchtig die Besinnlichkeit rausbläst. Ab elf mit sieben Stunden Hurricane 2013, danach bis Mitternacht mit dem Besten aus Wacken. Geht doch, mit dem abweichenden Programm. Was dagegen gar nicht geht: Ein Abend zum 50. Geburtstag, mit dem sich Sat1 Freitag stundenlang an Til Schweiger ranwanzt, der diese Peinlichkeit mit seinem Kommen dann auch noch zur eigenen macht. Geht dagegen ganz gut: Das so genannte Tatort-Event mit Nora Tschirner und Christian Ulmen am 2. Weihnachtstag, das nun ja doch 2014 verlängert wird. Dramaturgisch mag Die fette Hoppe zu mager sein; die zwei Ermittler sind einfach witzig.

Weniger witzig, dafür dramaturgisch eine Bank ist Axel Milbergs Kieler Kommissar, der Sonntag mit Borowski und der Engel zehn Jahre Reihenteilnahme feiert. Empfehlenswert. Auch wenn zeitgleich auf Arte ein sehenswerter Themenabend zu Charlie Chaplin - Modern Times inklusive - läuft.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal