Schneebedeckt im Juni

10 000 Berliner Pappeln können eine Plage sein

  • Karin Nölte
  • Lesedauer: 2 Min.
Mal leises Rieseln, mal stürmisches Gestöber - als fiele Schnee mitten im Juni. Straßen, Wiesen, Balkonblumen sind wie schneebedeckt. Der Horror für Hausfrauen, Straßenreiniger und Kleingärtner hat einen Namen: Pappel. Von den über 400 000 Berliner Straßenbäumen sind mit 2,5 Prozent Anteil 10 000 Pappeln, also nur jeder 46. gehört dieser Familie der Weidengewächse an. Aber jeder einzelne schickt zur zweiwöchigen Blütezeit bis zu 28 Millionen Samen auf die Reise, die bis zu 50 Kilometer weit sein kann. Pappelschnee, Pappelwolle, Pappelflaum - die Plage ist wenigstens eines nicht: allergieauslösend. Aber die dahinschwebenden weißen Samenhaare fangen Staub und Pollen ein und können somit in der Nase Heuschnupfen hervorrufen. Eine Hoffnung liegt in der Zukunft: Weil Pappelsamen nichts als Zellulose sind, wurde ihre Eignung als Füllmaterial für Kissen, Bettdecken und »Daunenjacken« entdeckt, die »Wolle« wird als Dämmmaterial für Garn und Stoffe genutzt. Doch vor der industriellen Verwertung muss der ökologisch wertvolle, weil nachwachsende Rohstoff geerntet werden. Die Samen hängen nur im oberen Drittel der bis zu 30 Meter hohen Bäume. Da ist das Sammeln, zumal in der Stadt, etwas schwierig. Ein Freiburger Forstwirt ist nach jahrelangen Experimenten mit Mistgabel, Stangenschere und Staubsauger auf einen Gas-Fesselballon umgestiegen. Nun sammelt er mit seiner Firma »Pap(p)illon Daunen GmbH« die Pappelfrüchte in luftiger Höhe ein und füllt mit dem gereinigten Flaum Bettdecken.
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