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Großer Aufmarsch der Buddy Bären

142 bunte Figuren besetzen den Bebelplatz / Nächste Stationen Jerusalem und Kairo

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
»Respect for all life«, fordert der Silberbär auf seiner Vorderseite. Noch gestern richtete er den Blick auf die St. Hedwigs-Kathedrale. Doch heute ist er gedreht und mit vier starken Schrauben an der Bodenplatte befestigt. Wenn man sich dem Tier dann von hinten nähert, sieht man den Pfeil auf dem Rücken. Der weist nach unten, »Nature« steht da geschrieben. Was immer damit gesagt sein soll. Auf dem historischen Areal Bebelplatz, der auf die Mitte des 18. Jahrhunderts und Friedrich II. zurückgeht, begann Mittwoch der große Aufmarsch der Buddy Bären. Heute sind sie komplett zur Einweihung um 10.30 Uhr angetreten auf dem Pflaster zwischen Kommode und Staatsoper. Fremde Farbkleckse - wie 142 in Format und Kolorierung übertriebene Smarties-Schachteln. Die Sondernutzung des laut Buddy Bär Berlin GmbH »schönsten Platzes« in Berlin ist gewährt bis 31. Juli. Die Umkreisung des Mahnmals zur Bücherverbrennung der Faschisten 1933 »Stille Bibliothek« hat Veranstalter und Behörden niemals erkennbar beschwert. Über die Demonstration von Zusammengehörigkeit freut sich nun Diana Junker von der aufstellenden Feuerwehr. Sie war nur etwas irritiert über die Löcher im Pelz des Petzes aus Serbien. Doch sei ihr gesagt worden, das symbolisiere Bärenjagd. Brasilianer in viel Gelb schlendern vorbei, heiser vom Vorabend. Eine junge Frau transportiert ein Plakat. Obwohl da »Therapie für Vegetarier« zu lesen ist, ist das kein Protest. Buddys sind wohl keine Problembären, sie tragen Sponsorendank und haben Herz - der holländische trägt es zwischen den Bärenschenkeln. Einen Kulturkampf löste allerdings Senator Thomas Flierl (Linkspartei. PDS) im Vorfeld aus, als er sich mutig über den »kitschigen Massenaufmarsch« von zu »Maskottchen heruntergekommenen Werbefiguren« aufregte. Nicht nur der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) outete sich da als Buddy-Freund. Sogar Bundespräsident Horst Köhler steuerte als erstaunte Erkenntnis anerkennend bei: »Jeder Bär ist anders und doch haben sie die gleiche Form.« Auch unbescholtene Bürger finden Buddys gut. »Total toll«, freut sich Juliane Bormann, Lehrerin aus Dresden. Der TU-Student Emzari Topadze spricht griechisch, türkisch, russisch, deutsch. Und georgisch, weil er von dort kommt. Geworben vom studentischen »Heinzelmännchen«, verteilt er Flyer für die »großartige Ausstellung«. Die reist bald zu den Stätten der Weltkultur Jerusalem und Kairo. »Nur wenn sich unterschiedliche Kulturen kennen lernen«, meint zum Geleit Justizsenatorin Karin Schubert, »können sie sich besser verstehen«.
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