Ständeordnung oder Integration?

  • Roberto de Lapuente
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Natürlich ist es wahr, dass es die öffentlichen Kassen der europäischen Industrieländer stark belastet, wenn man Zuwanderern volle Sozialleistungen gewährt. Trotzdem ist das besser, als einen exklusiven Anspruch nur für Bürger erster Klasse zu definieren.

Seehofer kam mir in den letzten Tagen wie »Bill The Butcher« vor. Jener Bösewicht aus Scorseses Epos »Gangs of New York«, der als Kopf der American Natives gegen die Zuwanderungsströme aus Europa agitiert. In einer Filmszene steht er am New Yorker Hafen, beobachtet wie die Emigranten aus den Schiffen steigen und sagt zu einem Lokalpolitiker, er sehe keine neuen Bürger, sondern lediglich Strauchdiebe und Räuber. Das ist kurios, denn ist Chef einer Bande ist, die selbst vor Straftaten nicht zurückschreckt.

Scorsese legt dem »Butcher« solche Reden nicht einfach nur in den Mund. Er entnimmt sie den Berichten aus jenen Jahren, was wiederum aufzeigt: Die Kampagnen und Vorwürfe gegen Armutszuwanderer klangen immer sehr ähnlich. Damals warf man den Iren vor, sie seien für Amerika nicht zu gebrauchen. Seien streitsüchtig, ungebildet und nicht sehr arbeitsam, weil sie dem Alkohol zugeneigt wären. Außerdem klebten sie als Katholiken stän...


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