WM-Plätze zu verkaufen

Basketballverband lässt Wildcards bezahlen

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer flüssig ist, darf mitmachen. So ist wohl zusammenzufassen, was Manfred Ströher, Schatzmeister des Basketballweltverbands FIBA am Montag dem SID gegenüber ganz offen zugab. Die vier noch offenen Wildcards zur WM-Teilnahme im September in Spanien sind demnach vor allem für eins zu haben sind: viel Geld. »Es ist jedem Bewerber freigestellt, etwas zu bieten. Wieso soll so etwas fragwürdig sein? Es gibt freie Plätze, sportlich hast du dich nicht qualifiziert. Jetzt kannst du dich einkaufen. Das ist eine ganz normale kaufmännische Angelegenheit«, sagte Ströher. Eine Million Schweizer Franken stehen als Marke im Raum, die Ströher nicht ausschließt: »Einigen ist das vielleicht viel mehr wert, anderen weniger.« Am Samstag entscheidet die FIBA in Barcelona, wer die letzten WM-Plätze erhält.

Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hatte sich bei der EM 2013 nicht für einen der sechs europäischen WM-Plätze qualifiziert und bewirbt sich nun ebenfalls um eine Wildcard. Mit viel Geld? »Wir haben noch kein Angebot gemacht. Wir wissen auch nichts davon, dass Geld fließen soll«, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss gegenüber »nd«. »Wir haben also noch keinen Briefumschlag hinterlegt und werden nicht in eine Bieterdiskussion einsteigen.« Am Mittwoch wolle er mit Vertretern der FIBA telefonieren und nachfragen, ob der DBB überhaupt eine Chance hat. Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. »Wenn es um eine Verwaltungsgebühr von 25 000 Euro geht, ist das sicherlich okay. Aber über eine Million müsste man sich dann doch Gedanken machen. Der DBB wird sich keinesfalls in ein finanzielles Desaster begeben«, ließ Weiss durchblicken, dass jene Marke die Grenze des Machbaren wohl übersteigen würde.

Allzu viel Kritik an der FIBA wollte der DBB-Präsident aber nicht üben, um die WM-Chancen nicht noch mehr zu schmälern. Die seien ohnehin schon gering, sagte Weiss, ohne Gründe für seine Vermutung zu nennen. Die lieferte ihm Ströher: »Es spielt auch die Popularität des Basketballs im Land eine Rolle und das Fernsehen. In Deutschland können wir uns ja vergessen. ARD und ZDF wollen die WM nicht übertragen«, sagte der FIBA-Schatzmeister. Beide Sender hätten nur angeboten, die Spiele der deutschen Mannschaft zu zeigen. »Aber das ist ja nichts«, sagte Ströher.

So bleibt Ingo Weiss noch bis Mittwoch gelassen. »Sollte mir die FIBA ein Angebot machen, werde ich darüber auch ganz transparent Auskunft geben, aber wenn mir signalisiert wird, dass wir kaum Chancen haben, sehe ich die finanzielle Frage viel relaxter«, meinte Weiss und zeigte sich froh, dass die Wildcards nach der WM 2014 wohl der Vergangenheit angehören werden. »Sicher hängt viel dran an einer Weltmeisterschaft, aber im Sport sollten Ergebnisse zählen. Ich bin nicht für bezahlte Wildcards. Entweder ich schaffe es sportlich oder eben nicht.«

Die kolportierten Millioneneinnahmen will die FIBA laut Ströher ihrer eigenen Stiftung zukommen lassen. Deren offizielle Mission ist, durch Bildungsangebote die Werte und das kulturelle Erbe des Basketballs zu bewahren und weltweit zu verbreiten. Hinzu gehört aber auch die Finanzierung des »House of Basketball«. Das hat sich die FIBA als neues Hauptquartier in den vergangenen Jahren für rund 30 Millionen Franken im Schweizer Mies ans Westufer des Genfersees bauen lassen. »Ich bin Vorstandsmitglied der Stiftung und werde genau hinschauen, was bezahlt wurde und wer bezahlt hat«, versprach Weiss. Letzteres klärt sich schon am Samstag in Barcelona.

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