Die Tischdecke ist dünn

Heute vor 25 Jahren starb der Dichter Thomas Bernhard

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Über der Szenerie die einzig wahre Losung: »Mord und Totschlag«. Nicht über der Szenerie der Bühne, sondern über der Szenerie der Wirklichkeit. Ein schönes Flattern der Wahrheit im Wind. Eine Fahne auf dem Dach des Wiener Burgtheaters, eine Welt-Erkennungsflagge. Sie gleichsam über seiner Intendanz zu hissen, weithin sichtbar - das empfahl Thomas Bernhard 1986 dem neuen Burgtheaterdirektor Claus Peymann. Der traute sich nicht, hat aber mit anderen Mitteln den Weg gefunden, für dieses europäische Großtheater über ein Jahrzehnt der aufregendste Intendant der Moderne zu werden. Von Bochum über Salzburg bis eben an die Burg (wo Bernhards Testament Aufführungen seiner Stücke verbot!) war Peymann dessen wahrer und ausdauernder Uraufführungsregisseur geworden. In jener großen Lust am Österreich-Hass, mit dem sich die verzweifelte, gebrochene Menschen-Liebe des Dichters Bernhard so unvergleichlich polternd, brodelnd, beißend am Leben hielt.

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