Unter Kleingeistern und Zensoren

»Die Mühen der Ebenen. Brecht und die DDR«: Ein neues Buch von Werner Hecht

Helene Weigel und Bertolt Brecht am 1. Mai 1954 auf dem Wagen des Berliner Ensembles
Helene Weigel und Bertolt Brecht am 1. Mai 1954 auf dem Wagen des Berliner Ensembles

Es war ja gut und schön, was Brecht 1951 im »Herrnburger Bericht«, einem Auftragswerk der FDJ, gedichtet hatte, aber das Kinderlied »Einladung« fand keine Gnade. Erich Honecker, der schon mit haarsträubenden Argumenten das »Aufbaulied der FDJ« kritisiert hatte, rüstete aufgebracht zum Privatkrieg. Es ging um zwei Worte in der Kantate, einen Namen in der vorletzten Zeile: »Und wenn Ernst Busch singt …« Brecht sollte den Namen ersetzen. Statt Busch könnte es ja auch Helene Weigel heißen. Brecht wunderte sich. »Lieber Erich Honegger«, telegrafierte er und schrieb den Namen wohl absichtlich falsch, »ich kann mir wirklich nicht denken, was gegen die Nennung Ernst Buschs in einem Kinderlied sprechen könnte.« Er bat darum, ihm Gründe zu nennen. Honecker indes, schon auf dem Weg zum Größenwahn, ließ in seiner Antwort lediglich wissen, »dass unsererseits begründete Einwendungen bestehen gegen die Anführung des Namens Ernst Busch in einem Wer...


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