Die dritte Hochzeit des »Chefs«

Viktor Jerofejew bleibt auch in seinem neuen Roman »Die Akimuden« ein zynischer Spötter

  • Karlheinz Kasper
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Moskau in unseren Tagen. Im Kreml regiert der »Chef«, der sich darüber beklagt, dass er in den Augen der Welt als Diktator gilt. Auf den Straßen demonstriert die »systemfremde Opposition«. Plötzlich tauchen aus heiterem Himmel die Akimuden auf, kriechen aus allen Löchern, verordnen dem »Chef« Hausarrest, besetzen Banken, Ministerien und Wohnungen, zünden Autos an, schlagen Fenster ein. Nach einem Dreitagekrieg ist Russland in ihrer Gewalt. Die Akimuden sind Zombies, Tote, die auferstehen, wie es der Philosoph Nikolai Fjodorow in der Schrift »Die gemeinsame Sache« vorausgesagt hat. Botschafter Akimud, ein Menschgott und zweiter Christus, der sich Nikolai Iwanowitsch Popow nennt, führt sie an. Seiner Ansicht nach ist das Weltgebäude aus dem Gleichgewicht geraten, erweist sich der Mensch, einst aus Liebe erschaffen, als Systemfehler, soll Russland seine Wiedergeburt als Großmacht erfahren.

Im Ich-Erzähler des Romans erkennt man d...


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