Eine Frage der Psychohygiene

Der »Fall« Wolfgang Herrndorf

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Wolfgang Herrndorf starb von eigener Hand, aber nicht ohne Hilfe. Am 26. August 2013 schoss sich der 48-jährige Schriftsteller in den Kopf. Den Tumor zu besiegen, der sich dreieinhalb Jahre lang durch seinen Schädel gefressen hatte, war den besten Ärzten nicht möglich; sie konnten ihn operativ und medikamentös nur zeitweise zurückdrängen. Das Geschwür mit der Waffe zu erledigen, bedeutete für Herrndorf, Sieger zu bleiben um den Preis des eigenen Lebens.

In seinem mittlerweile als Buch erschienenen Blog »Arbeit und Struktur« schrieb Herrndorf: »Die Gewissheit, es selbst in der Hand zu haben war von Anfang an notwendiger Bestandteil meiner Psychohygiene«. Auch den Zeitpunkt, ab dem das Leben für ihn nicht mehr lebenswert wäre, bestimmte er präzise: »Ich möchte sterben, sobald ich ohne Bewusstsein bin und eine Rückkehr in das vorige Leben unmöglich oder nur unwahrscheinlich ist, und zwar so schnell wie möglich. Unter Leben verste...


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