Obdachlose Seelen an der Selektionsrampe

»Heimweh & Verbrechen« von Christoph Marthaler am Deutschen Schauspielhaus Hamburg

Er tritt an die Rampe und lächelt. Er sagt »Nun« und setzt gleichsam einen Punkt. In diesen drei Buchstaben ist alle Gesetzlichkeit dieser Welt beschlossen: Nur wer ohne Hoffnung auskommt, darf als gerettet gelten. Dann wird der Herr das Wort »Rampe« aussprechen wie ein sprachliches Kleinod. Wieder ein Lächeln. Da steht dann auch schon eine lange Reihe von Menschen auf der Bühne, er wird sie mit galant und entschieden schnellendem Zeigefinger aussortieren, wird die meisten Leute hinausbefehlen. Bis nur noch jene Neun übrig sind, die das Ensemble des Abends bilden. Da hat einer seine Selektion gelernt.

Dieser Mann mit dem Zeigefinger wird fortan alles und alle dirigieren, auch den gemeinsamen Gesang der Darsteller, ein Chorführer mit Hand-Hieben in die Luft, mit Verschraubungen des ganzen Körpers, mit militärischer Zack-Zack-Order für jede Silbe. Lieder als tönende Hack-Ordnung. Clemens Sienknecht, Christoph Marthalers großarti...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.