»Autoritär« kann nötig sein

Karl Georg Zinn: Nur eine Postwachstumsökonomie löst das Bevölkerungsproblem

Der linke Ökonom Karl Georg Zinn (geb. 1939) war von 1970 bis 2004 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.In einem Artikel in der gerade erschienen Broschüre »Demografischer Wandel im Spannungsfeld zwischen Globalem und Regionalem« (Hrsg.: Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen) übt er mit unorthodoxen Thesen Kritik am linken Demografiediskurs. Guido Speckmann fragte nach.

Von der Linken wird der herrschende Demografiediskurs in der Regel mit dem Hinweis auf die wachsende Produktivität zu entkräften versucht: Dank dieser könne auch in Zukunft die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Was stört Sie an dieser Sicht?
Welche Produktivität ist denn gemeint? Kraftfahrzeuge mögen bald in einer noch menschenleerer gewordenen Fabrik hergestellt werden. Aber wie sieht es mit der Nahrungsmittelproduktion, der Trinkwasserversorgung, der medizinischen Fürsorge und in allen wirklich lebenswichtigen Produktionsprozessen aus? Das Grundproblem der ökonomisch, sozial und politisch gespaltenen Menschheit ist die extreme und weiter zunehmende Verteilungsungleichheit, und das Verteilungsproblem wird durch das Bevölkerungswachstum noch weiter verschärft.

Denkt die Linke in den Kategorien des 19. und 20. Jahrhunderts, wenn sie auf weitere Produktivitätsfortschritte hofft, ohne zu berücksichtigen, dass die ökolog...



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