SPONTI (Substantiv, Diminutiv, der)

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 2 Min.

Ob Transpi, Lauti, Hafti: Der Diminutiv hat dauerhaft Konjunktur in der Linken. Die Mutter all dieser Kurzform aber lautet »Sponti«. So bezeichneten sich in den 1970er Jahren die Anhänger der Annahme, allein die »Spontaneität der Massen« werde für den Umsturz sorgen. Die »Spontis« sahen sich sehr offensiv als der bessere, »undogmatische« Flügel der Bewegung von und nach 1968. Die straff organisierten K-Gruppen oder die Trotzki-Parteien waren ihnen stets ebensosehr ein Gräuel wie die Etablierten. Statt nüchtern auf die Revolution zu warten, besetzten die Spontis Häuser, gründeten Kommunen und hatten eine Menge Spaß - natürlich auch mit Drogen. In den 1980er Jahren zerfiel das Milieu dann allmählich: Die einen schickten sich an, die Grüne Partei »regierungsfähig« zu machen oder in »Kinderläden« die Erziehung zu revolutionieren. Andere blieben bei überkommenen Aktionsformen und wurden als »Autonome« bekannt. Was von den Spontis bleibt, sind einerseits die längst in die Witzkultur eingegangenen »Spontisprüche« à la »Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter«. Auf der anderen Seite bleibt aber auch eine Menge schmutziger Wäsche. Im Spontistil etwa von nackten Kindern zu schwärmen, ist etwa den so gern verspotteten »DKPissern« nie eingefallen. Dennoch sehen sich die Spontis bis heute als die Sieger der linken Geschichte. Nicht ganz zufällig: Die schonungslose »Selbstkritik« war nämlich nie ein Spontiritual. In dieser Disziplin übten sich eher die »Dogmatiker«. vs

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