Stachliger Weg für Kakteen

Bedeutende Sammlung soll von Rehbrücke nach Schönhagen wechseln

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Wie viele Kakteen Johanna und Wolfgang Niestradt besitzen, wissen sie nicht. »Wir haben noch nie gezählt«, sagt Johanna Niestradt. Sicher ist, dass ihre Sammlung rund 2000 Arten umfasst und das sie mit den bis zu 100 Jahre alten Exemplaren eine der bedeutendsten in Deutschland ist. 1982/83 bauten die Niestradts hinter dem Haus, das sie seinerzeit in Rehbrücke gemietet hatten, für 46 000 DDR-Mark ein extra Gewächshaus, das sie für Besucher offen hielten. Jetzt meldeten die Hauseigentümer Eigenbedarf an und klagten das Ehepaar heraus. Wohin mit der Kakteensammlung? Hubertus Meckelmann, der Leiter des Naturparks Nuthe-Nieplitz, half bei der Suche nach einer neuen Bleibe. Seit 1. Juni leben die Niestradts nun in der Schönhagener Dorfstraße 57. Das Anwesen befindet sich außerhalb des zur Stadt Trebbin gehörenden Ortes an der B 246 nach Beelitz. Vor der Wohnung und hinter einem kleinen Erdwall zur Straße steht seit kurzem das neue, zehn mal vier Meter große Fertigteil-Gewächshaus. Es kostet rund 20 000 Euro. Das meiste bezahlt das Paar aus eigener Tasche. 6109 Euro aus Lottomitteln spendierte das Land. Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) übergab den Scheck am Donnerstag in der Naturparkverwaltung in Dobbrikow. Fußboden, Heizung und Lüftung müssen noch rein ins Gewächshaus, dann kann der Transport der Kakteen von Rehbrücke nach Schönhagen beginnen. Ab September oder Oktober soll die Sammlung wieder zu besichtigen sein. Die Niestradts besaßen auch vier Meter hohe Pflanzen, die nicht in das neue Gewächshaus passen, weil es kleiner ist als das alte. Deshalb verschenkten sie einige Kakteen an den Botanischen Garten der Universität Potsdam, der im Testament ohnehin als Erbe der Sammlung eingetragen ist. Schon als er 1943 in die Schule kam, begann Wolfgang Niestradt Kakteen zu sammeln. Er weiß viel über diese Pflanzen, zum Beispiel, dass alle Kakteen-Arten essbare Früchte tragen, die süß-sauer schmecken. Schon seit Jahrzehnten geben die Niestradts auch Pflanzen ab - an Botanische Gärten und Naturkundemuseen generell kostenlos, an Privatleute nach eigenem Bekunden für »einen Apfel und ein Ei«. Warum? Gesellschaftliche Arbeit hätte man in der DDR dazu gesagt, schmunzelt Wolfgang Niestradt, der als Kameramann bei der DEFA an über 300 Dokumentarfilmen mitwirkte und mit seiner Frau Johanna - der Regisseurin - auch Streifen zum Thema Naturschutz drehte.

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