Gartenblick auf die Gestirne

Müggelheimer Amateursternwarte öffnet am Sonnabend die Kuppel für jedermann

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Sternegucken auf der Wiese: Zwei Amateurastrononomen laden zum Astronomietag am 5. April zur Nutzung ihrer eigenen Sternwarte.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Sternwarte, ist auch eine. Nur der Ort, an dem der etwa vier Meter hohe Turm mit der weißen Kuppel steht, scheint zunächst ungewöhnlich. Denn in einem Müggelheimer Siedlungsgebiet, mitten im Garten von Martina Haupt und Sven Andersson, befindet sich ein astronomisches Observatorium. Hölzerne Rankgitter bespannen die Seitenwände, die in den nächsten Monaten ganz sicher zuwachsen. Ein kleines Vogelhäuschen hängt im Wind und gibt der leicht glänzenden Metallfassade etwas Volkstümliches.

Der 46-jährige Amateurastronom hat die Sternwarte vor 17 Jahren selbst gebaut und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. Als Hülle schraubte der Servicetechniker mehrere Metallprofile zusammen, die er irgendwann einmal aufgehoben hatte. Obendrauf wurde eine hölzerne Kuppel gesetzt und Innen sein erstes Spiegelteleskop installiert. Nach einem halben Jahr war alles fertig und Andersson konnte unter anderem den Mond und den Planeten Jupiter beobachten.

Anfangs notierte er verschiedene Parameter, wie beispielsweise die Dauer der Sternbedeckung durch den Mond, in einem speziellen Buch. Auch eine Stoppuhr gehörte zu seiner Ausrüstung. Inzwischen zeichnet er manche Ergebnisse per Videotechnik auf. Auch für die Beobachtung lichtschwacher Objekte benutzt er nun eine spezielle Kamera, verarbeitet die Aufnahmen danach am Computer oder schickt die Ergebnisse per Internet zur weiteren Auswertung an verschiedene Organisationen.

Besonders spannend sind für Sven Andersson und seine Lebensgefährtin Sternenbedeckungen durch den Mond. »Noch sind die Bahnen nicht so bekannt und es ist interessant zu sehen, an welchem Ort das passiert«, erklärt der Hobbyastronom.

Wann er allein oder mit seiner Lebensgefährtin die Holztreppe in der Sternwarte hochsteigt, hängt vom Wetter ab und von dem, was gerade am Himmel passiert. Anhand von Berechnungen wissen die beiden, wie die Sterne stehen. »Die beste Sicht ist vor Sonnenaufgang«, sagt Martina Haupt. Und es kommt vor, dass sich die Müggelheimer den Wecker ganz früh stellen und vor der Arbeit auf Beobachtungsposten gehen.

Zu den schönsten Erinnerungen zählen beispielsweise die totalen Sonnenfinsternisse 2004 und 2012. Zusammen mit Mädchen und Jungen einer Müggelheimer Kita verfolgten sie das Ereignis.

Auch Sven Andersson interessierte sich schon als Kind für die Wissenschaft der Gestirne. »Auslöser war ein Buch, das mir mein Vater von einer Dienstreise mitbrachte«, sagt er. Noch heute steht »Astronomie, die uns angeht« in seinem Arbeitszimmer im Regal. »Für mich ist es nach wie vor faszinierend, den Nachthimmel sowie die Sonne am Tage zu beobachten - und es gibt noch so viele offene Fragen«, erklärt der Müggelheimer.

Einigen konnte er inzwischen wenigstens ansatzweise auf den Grund gehen. Sei es vor vielen Jahren in der Kinderarbeitsgemeinschaft der Treptower Archenhold-Sternwarte oder bei der Beobachtergruppe, an deren Treffen er inzwischen gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Martina teilnimmt. Dort lernten sich die beiden Hobbyastronomen auch kennen. Als Martina später mit nach Müggelheim zog, stand die Sternwarte bereits im Garten.

»Es ist faszinierend, wie viele Details von diesem Standort aus zu erkennen sind«, freut sich die 47-Jährige. Weil die Beobachtungsbedingungen am Stadtrand eben besser sind als in der von Dunst und Straßenbeleuchtung dominierten City.

Anlässlich des Astronomietages am 5. April - er wird seit 2003 in Deutschland von der Vereinigung der Sternfreunde koordiniert - laden die Hobbyastronomen in den Wiesbacher Weg 8, zur öffentlichen Beobachtung ein. Von 14 bis 16 Uhr steht die Sonne im Fokus, ab 20 Uhr wird das Fernrohr auf Mond, Jupiter und Mars gerichtet. Der Eintritt ist frei.

www.amateursternwarte.de.

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