Dialog mit den Toten

«Antigone» am Staatstheater Dresden

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Der Horizont ist weit. Nein, er scheint nur so, anfangs himmelsblau, dann rötlich eingefärbt. Der Horizont ist eng, besonders der von Kreon, dem König mit den großen roten Puppen-Händen, an denen schließlich Antigones Blut klebt. Der Horizont ist weit und eng zugleich - es bleibt alles eine Frage der Perspektive.

Sebastian Baumgarten zeigt in seiner Inszenierung von Sophokles’ «Antigone» am Staatstheater Dresden das Spiel um die Macht. Die größten Falschspieler der Geschichte geben sich immer das Image von Hütern des Gesetzes, so auch Kreon. Doch welches Gesetz meinen sie? Immer das, was sie selbst erlassen haben. Als Sophokles vor zweieinhalbtausend Jahren geboren wurde, da stand die Macht der Götter außer Frage. So hatte Sophokles auch vom gedemütigten Kriegshelden Philoktet geschrieben. Odysseus, der ihn selbst Jahre zuvor auf einer einsamen Insel ausgesetzt hatte, weil der Gestank einer faulenden Wunde an seinem Bein ihn u...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.