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Soldat war fast 100 Jahre vermisst
Fast 100 Jahre herrschte Ungewissheit über das Schicksal des deutschen Soldaten Johannes Templiner. Nun hat sich sein Schicksal im Ersten Weltkrieg aufgeklärt. Ein italienischer Schlachtfeldforscher hat in den Dolomiten bei den Resten eines Grabkreuzes Johannes Templiners Erkennungsmarke gefunden und die Familie ausfindig gemacht. Vor wenigen Tagen folgte der große Moment: Der Italiener Joris Dell'Asin reiste nach Nassenheide in Brandenburg und überreichte den Nachfahren die bereits 2006 gefundene Marke.
»Das war ein emotionaler Moment«, berichtet Manfred Telm. Der Bauamtsleiter der Gemeinde Löwenburger Land, zu der Nassenheide gehört, war maßgeblich an der Spurensuche beteiligt. Seinen Urlaub in Italien nutzte der 57-Jährige, um den Ort Clauzetto aufzusuchen, wo der Forscher Hinterlassenschaften des Gefallenen gefunden hatte. »Neben der Marke hat er auch Essbesteck gefunden«, berichtet Telm.
Die Funde waren Anlass für weitere Nachforschungen. Telm initiierte ein Projekt, an dem sich Auszubildende der Gemeindeverwaltung und Schüler beteiligten. Sie sichteten Kirchen- und Sterbebücher, in einem alten Ehrenhain suchten sie nach Gedenksteinen für Löwenberger Weltkriegsgefallene. »42 von 46 Steinen haben sie wiedergefunden«, sagt Telm. Die Ergebnisse der Nachforschungen wurden dokumentiert: mit Fotos, Schautafeln, einer Chronik und einer Übersichtskarte. »Das Projekt hat der Geschichte ein Gesicht gegeben«, sagt der Initiator.
Die Arbeit beeindruckte die Bundeszentrale für politische Bildung, die nun Fördergeld geben will. Zudem ist eine Ausstellung geplant. Auch das Landesmuseum Braunschweig wurde aufmerksam: »Wir wollen das Projekt übernehmen. Es passt gut in unsere Vorstellung, wie Gedenken pädagogisch gestaltet werden kann«, erklärt eine Sprecherin.
Dank der Spurensuche haben auch die Nachfahren des 1917 gefallenen Gebirgsjägers Templiner ein wenig mehr über ihn erfahren, wie als zuerst die »Märkische Oderzeitung« berichtet hatte. Tischler sei er gewesen, ein normaler junger Mann, schilderte die 77 Jahre alte Großnichte bei der feierlichen Übergabe der Erkennungsmarke. Im Ersten Weltkrieg sei er verschwunden. Mehr sei kaum bekannt gewesen. dpa
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