Mehr Wildnis für Tier und Mensch
Fläche soll in Deutschland auf zwei Prozent steigen
Bonn. Die Deutschen mögen Wildnis und sind für naturnahe Wälder und Flussauen. Die Zahl der Befürworter von Wildnisgebieten vor allem in Wäldern wächst. Nach der in dieser Woche in Bonn vorgestellten neuen Umfrage zum Naturbewusstsein können sich 80 Prozent der Befragten mehr Wildnis dort gut vorstellen, 20 Prozentpunkte mehr als bei der ersten Untersuchung aus dem Jahr 2009. Die Bundesregierung will die Fläche für Wildnisgebiete bis 2020 auf zwei Prozent verdoppeln. Damit ist auch eine Vergrößerung der Population heimischer Tierarten zu erwarten. Was den Wolf betrifft, wird das aber laut Umfrage nur von 44 Prozent der Deutschen befürwortet.
Die Verdoppelung der Wildnisfläche sei ein sehr ehrgeiziges Ziel, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bei der Vorstellung der Studie. Sie sei froh, dass die Regierung, wie die Umfrage zeige, darin von den Bürgern unterstützt werde.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nannte es in einer Mitteilung erfreulich, dass eine Mehrheit der Deutschen mehr Wildnis wünscht. Das sei eine gute Nachricht beispielsweise für den Nationalpark Schwarzwald, der am Wochenende eröffnet werden solle. Die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass die Bundesländer als größte öffentliche Waldbesitzer sich für den Schutz stärker engagierten. Laut der Umfrage stoßen die Bemühungen zur Wiederverbreitung heimischer Tierarten überwiegend auf große Akzeptanz. Biber (67 Prozent), Luchs (64 Prozent) und Wildkatze (63 Prozent) erfahren große Zustimmung. Beim Wolf sieht das etwas anders aus. Einen konkreten Anlass für die Angst vor Wölfen gebe es eigentlich nicht, sagte Hendricks. Es sei verständlich, wenn Schafzüchter sich sorgten. Im vergangenen Jahr seien in Deutschland 42 Schafe von Wölfen gerissen worden. Wildernde Hunde richteten aber sicher mehr Schaden an. Auch bei Autounfällen würden mehr Schafe getötet.
Viel Wert legen die Deutschen auf den Erhalt der Vielfalt der Kulturlandschaften. So seien Bäche, Tümpel, Baumgruppen und Hecken für deutlich mehr als die Hälfte der Befragten wichtige Bestandteile der Agrarlandschaften, sagte die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel. 96 Prozent stuften Wiesen und Weiden als »sehr wichtig« und »eher wichtig« ein. Die Menschen wüssten, dass Kulturlandschaften mehr als nur ein Mittel zur Produktion seien. Sie erfüllten ästhetisch, kulturell wie ökologisch weitere wichtige Leistungen. »Kulturlandschaften sind auch Lebensräume und sie können Lebensqualität und Heimat bedeuten.« Befragt wurden für die Studie von Oktober bis November des letzten Jahres 2007 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. dpa/nd
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