Der Weißheit vorletzter Schluss

»Kunst« von Yasmina Reza am Schauspiel Frankfurt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Einmeterzwanzig mal einmetersechzig. Weiß. Ungerahmt. Hunderttausend Euro. Ein Kunstwerk. Sagt Serge. Nur weiße Scheiße. Sagt Marc. Und Yvan, der Dritte im Bunde, hat lieber gar keine Meinung, wie immer. Erst sein Glück, dann sein Elend. »Kunst« von Yasmina Reza wurde zu einem der erfolgreichsten Theaterstücke der Gegenwart - drei Freunde im Disput um diesen Bilderkauf, aus Plänkelei wird Krieg, aus unterschiedlicher Auffassung ein rücksichtsloses Rupfen in den Psychen der jeweils anderen. Intendant Oliver Reese hat das Stück nun am Schauspiel Frankfurt inszeniert.

Ein Bilderstreit sprengt die festen Bande einer Freundschaft. So, wie ein fester Standpunkt gewöhnlich die Bindungen zur Fülle der Welt kappt: Wer nicht denkt wie ich, lebt falsch - auf diese geschichtsbewährte Weise sperrt man die eigene Existenz ins noch größere Falsche, die Enge. Marc ist der Mephisto dieser Meinungstyrannei - der im Kauf moderner Kunst die Absag...


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