Einen Fuß in der Tür des Kapitalismus

Der Schriftsteller Ingo Schulze über die Gegenwart von 1989/90

Ist es merkwürdig, dass alles, was um die Zeitachse 1989/90 kreist, mich heute mehr denn je interessiert? Oder anders gesagt: Warum gibt es kaum eine Überlegung, die mich nicht irgendwann zu dieser Zäsur führt?

Ich habe zwei Romane geschrieben, die jenen Weltenwechsel zum Hintergrund haben. In beiden Büchern versuchte ich, den Umbruch von 1989/90 sowohl als einen Wechsel von Abhängigkeiten wie auch als einen Wechsel von Freiheiten zu beschreiben. Danach hatte sich für mich die Beschäftigung mit jener so fälschlich als »Wende« titulierten Zeit bis auf Weiteres erledigt. Und jetzt bin ich wieder mittendrin.

Mitunter ist es, als würde ich die Fotonegative von damals erst heute entwickeln. Oder auf bereits entwickelten Fotografien etwas erkennen, was ich bisher nicht wahrgenommen hatte. Oder ich habe es wahrgenommen, aber es bedeutet für mich etwas anderes als damals oder als bisher.

Ich möchte behaupten, dass ich das,...


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