Erfolgreich und gefährlich

Wie eine Zeitung als Kriegstreiber mächtig wurde

  • Andreas Müller
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

1894 schickten die deutschen Sozialdemokraten ihre fähigsten Köpfe an die Ufer der Pleiße, um die »Leipziger Volks-Zeitung« zu gründen. Sie sollte ein Gegengewicht zu den kriegstreiberischen »Leipziger Neuesten Nachrichten« (LNN) bilden. Doch konnten sie weder deren Aufstieg zur größten deutschen Tageszeitung außerhalb von Berlin noch den Weltbrand verhindern. Zu raffiniert hatte Verleger Edgar Herfurth die Etablierung der »LNN« eingefädelt.

Die ersten 30 000 Exemplare ließ er im Oktober 1892 Leipziger Haushalten gratis zuwerfen. Die Methode war damals neu - wie auch Herfurths spätere Idee, altes Zeitungspapier wieder zu verwerten. Inhaltlich dominierte im Blattes ein Motto, das variiert stets wiederkehrte: die »nationale Aufgabe«. Damit redete die Zeitung der rücksichtslosen Kolonialpolitik ebenso das Wort wie aggressiver Außenpolitik. Der beständige Ruf, »Front zu machen gegen die Mächte des Umsturzes«, also die Sozialdemokr...


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