Eine nostalgisch ausgefüllte Erinnerungslücke

  • Roberto de Lapuente
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Vor 100 Jahren trat das Deutsche Reich in jenen Krieg ein, der der Erste Weltkrieg werden sollte. Schon am Wochenanfang erinnerten einige Gazetten mit Fotostrecken und Rückblicken daran. Zeitgleich beweisen sie aber auch, dass man aus solchen Retrospektiven nichts lernt.

Eigentlich ist die derzeitige Situation ein Treppenwitz der Geschichte. Seit einigen Wochen erinnern die großen Magazine und Zeitungen an das Europa vor 100 Jahren, das an der Schwelle zu einem großen Krieg stand. Journalisten beschrieben unter anderem den herrlichen Sommer 1914, wie die Menschen weitermachten, in Cafés oder auf Spaziergänge gingen und das stille Privatglück am Rande des Weltenbrandes genossen. »Und plötzlich leuchtete die Welt«, beschrieb der »Spiegel« diese Situation.

Zwei Büros weiter sitzt aber womöglich ein Kollege, der an einem Aufruf zu mehr westlicher Stärke gegenüber Russland schreibt und vielleicht sogar ein Eingreifen der NATO in der Ukraine für dringend notwendig erachtet. Er wird abends sicherlich noch ins Café gehen. Manches ändert sich nie.

Andere Rückschauen erwähnen die Propaganda und Parolen von damals. So wie die »Frankfurter Allgemeine«, die mit »Serbien muss sterbien« titelt. Im Nebe...


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