Wahlwecker für die Jugend

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
120 000 junge Brandenburger dürfen am 14. September erstmals den Landtag wählen. Mit der Kampagne »Wählen gehen« will das Bildungsministerium dazu anspornen.

»Wenn schon die Eltern nicht wählen gehen, lernen junge Leute es von Haus aus nie, das Wahlrecht zu nutzen«, begründete die Sprecherin des Landesschülerrates Josephin Bär ihre Unterstützung der Kampagne »Wählen gehen«. Wie gehen jungen Menschen mit der verbreiteten Auffassung um, dass Wahlen ja doch nichts bringen?

»Man muss idealistisch sein, an die Wichtigkeit auch glauben«, sagte Ngoc Truc. Die 18-jährige Vietnamesin wird sich der Wahlwecker-Tour anschließen, mit der junger Brandenburger ab 30. August durch das Land ziehen werden, um Altersgenossen zur Wahl zu animieren. Erstmals dürfen nun auch 16- und 17-jährige an einer Landtagswahl in Brandenburg teilnehmen. Dieses Recht gab es vorher nur in Bremen und Rheinland-Pfalz.

Die anvisierte Zielgruppe der Kampagne wird sich weniger von Erwachsenen, eher schon von Altersgefährten überzeugen lassen, das Wahlen wichtig sind, ist sich Ngoc Truc sicher. »Das kleinere Übel zu wählen, ist besser als gar nicht zu wählen«, denkt sie. Ngoc Truc selbst darf aber leider niemanden ankreuzen. »Ich bin Vietnamesin, habe aber die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt«, sagt sie. Die 18-jährige Mitstreiterin Laura Brix findet, dass noch zu wenige Kommunen Jugendparlamente vorsehen. »Das gehört in die Kommunalverfassung.«

In den nächsten Tagen werden landesweit Plakate geklebt, die nicht zur Wahl dieser oder jener Partei aufrufen, sondern auf die Möglichkeit der Wahl ab 16 aufmerksam machen. »Mach’s mit 16« lautet der Werbespruch. Nötig scheint das zu sein. Während die Wahlbeteiligung in Brandenburg 1990 außerordentlich hoch lag, ist sie nun eher gering. Bildungsministerin Martina Münch (SPD) führt das auf Politikverdrossenheit zurück. Wie sehr sich junge Menschen an der Kommunalwahl am 25. Mai beteiligt haben, ließ sich nicht seriös ermitteln. Offenbar haben sich die Jugendlichen aber nicht groß vom Wahlverhalten der Erwachsenen abgehoben.

Die »Wahlwecker« werden in Schulen gehen, in Klubs, in ein Museum und an andere Orte. Ihr Fortbewegungsmittel soll der Bus sein, auch das Fahrrad, der Esel und - »wenn es klappt« - ein Polizeihubschrauber. Als Gag haben sich die Wahlwecker einfallen lassen, Telefonnummern von jungen Leuten einzusammeln, die sie dann am Wahltag morgens mit einem Weckruf an alle an die Wahl erinnern.

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