Besiegt der Krieg am Ende die Vernunft?

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Jahrestage des Ausbruchs beider Weltkriege und ihr Nachwirken im Heute stellte die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg am Freitag in den Mittelpunkt eines Kolloquiums.

»Das Jahr 1914 und die Frage von Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert« lautete das Thema des Kolloquiums, zu dem die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, der WeltTrends-Verlag, die Michael-Schumann-Stiftung, die LINKEN-Fraktion und andere nach Potsdam eingeladen hatten.

Die Situation vor Beginn des Ersten Weltkrieges, der schließlich zwölf Millionen Tote und unzählige Verwundete forderte, ähnele in bestürzender Weise der heutigen, stellte Dr. Erhard Crome in seinem Eingangsvortrag fest. Wie heute hätte auch damals die Zahl »kleinerer« Kriege zugenommen, bevor dann 1914 das Verhängnis seinen Lauf genommen und ein umfassender Krieg begonnen habe, dessen Ursachen und Gründe schon Wochen später niemand mehr begreifen konnte.

Brandenburgs stellvertretender Ministerpräsident und Justizminister Helmuth Markov (LINKE) wies darauf hin, dass es den »klassischen« Krieg zwischen Staaten, der - wie der Erste Weltkrieg - noch im Rahmen bestimmter Konventionen geführt wurde, so nicht mehr gebe. Heute gebe es religiöse und ethnische Konflikte, Privatarmeen, Milizen - »und oft ist nicht mehr klar, wer kämpft eigentlich wofür gegen wen?«.

Hart ging Markov mit der Reaktion des Westens auf den aktuellen Ukraine-Konflikt ins Gericht. Er sei »enttäuscht« davon, dass die EU eben nicht als Teil der Lösung auftrete, sondern parteiisch und damit sich selbst als ehrlichen Vermittler diskreditiere. Offenbar unbelehrbar durch die vielen Katastrophen, die sie heraufbeschworen hätten, würden »sowohl die USA als auch die EU von dem Glauben ausgehen, sie müssten die Welt mit ihren Werten beglücken und alle anderen hätten sich dem zu unterwerfen«. In dieser Arroganz und Überhebung aber liege die Ursache für neue Konflikte, für neue bewaffnete Auseinandersetzungen.

Bisher, so Markov, habe es in der Weltgeschichte geschätzte 14 400 Kriege gegeben, denen insgesamt 3,5 Milliarden Menschen zum Opfer fielen. Allein 2013 habe man weltweit 30 Kriege registriert. Neben den von den Medien im öffentlichen Bewusstsein wach gehaltenen tobten Kriege unter anderem in Äthiopien, Somalia, Myanmar. Das seien »in der Mehrzahl Kriege, über die wir gar nicht mehr nachdenken«.

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