Demokraten auf dem Sofa

Jetzt wird wieder der Nichtwähler geprügelt. Aber wer ist das eigentlich, fragt Tom Strohschneider

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Wer dieser Tage hört, wie über den Nichtwähler geredet wird, kann sich bisweilen an Aufklärungsfilme über schlecht geratene Jugendliche aus den 1970er Jahren erinnert fühlen. Mit erhobenem Zeigefinger werden die Wahlverweigerer gerüffelt, als handele es sich um schwer Erziehbare.

Der Dresdner Politologe Werner Patzelt etwa beschied den rund 1,7 Millionen Nichtwählern in Sachsen, ihnen fehle es an der »notwendigen inneren Beteiligung (...) an ihrem freiheitlichen Gemeinwesen«. Sie bekämen deshalb auch ihren Hintern nicht aus dem Sofa und seien zu faul für den Weg ins Stimmlokal.

Ähnlich äußerte sich der Bundesvorsitzende einer in Sachsen kleinen Partei, der die Auffassung vertrat, dort würde die Hälfte der Wahlberechtigten die Demokratie mit Schaukelstuhl und Stadion verwechseln. Sigmar Gabriel rief sogar nach einem Bündnis gegen Anti-Parlamentarismus, bei dem bestimmt nur mitmachen darf, wer mindesten vier Mal gewählt ha...


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