Grün, grüner, Malchow

Die nd-Herbstwanderung passiert eine Gemeinschaftsschule mit einzigartigem Konzept

An der nd-Leserwanderung am 21. September beteiligt sich auch der LINKE-Landesvorsitzende Klaus Lederer.

Das wunderschön begrünte Freigelände an der Doberaner Straße 52-58 sieht auf den ersten Blick aus wie ein Kinderbauernhof oder wie ein besonders gelungener Abenteuerspielplatz. Die Szenerie, hinten turnt ein Mädchen über eine Hängebrücke, sieht sehr einladend aus. Doch ein leicht zu übersehendes Schild am Eingang weist darauf hin, dass Unbefugte keinen Zutritt haben.

Der Grüne Campus Malchow, der an seinen beiden Standorten Doberaner Straße und Malchower Chausse rund 160 große und kleine Tiere und den Verein Malchower Grashüpfer beherbergt, ist tatsächlich auch ein Kinderbauernhof und ein Abenteuerspielplatz, in erster Linie jedoch eine Gemeinschaftsschule, die mit einem ziemlich einmaligen Fach Umweltlehre glänzt, aber auch mit einer von Fachleuten bewunderten Begabtenförderung, die das gleichzeitige Bemühen um lernbehinderte Schüler keineswegs ausschließt.

Den Standort Doberaner Straße passieren nd-Leser, wenn sie bei der bevorstehenden Herbstwanderung die Schleife durch die Malchower Aue laufen. Die Wanderung startet am 21. September von 8 bis 11 Uhr am Berliner S-Bahnhof Blankenburg. Dort gibt es kostenlos die Wanderkarten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die zur Auswahl stehenden Strecken - acht, elf und 14 Kilometer lang - sind ausgeschildert. Es handelt sich bei der nd-Tour nicht um eine geführte Wanderung. Doch am Ziel, dem Biergarten Orankesee, treffen ab 10 Uhr alle Teilnehmer zusammen. Dort gibt es ein Bühnenprogramm mit der Sängerin Gaby Rückert und ein Gespräch mit dem LINKE-Landesvorsitzenden Klaus Lederer, der auch selbst vorher noch wandern möchte. Die Wanderer können am Ziel bis zur Quizverlosung (gegen 14.30 Uhr) ausharren oder auch schon früher gehen.

Wer nicht mitlaufen kann oder will, darf natürlich auch direkt ans Ziel kommen und dort mitfeiern. Die nächstgelegene Straßenbahnhaltestelle »Stadion Buschallee/Suermondtstraße« wird von der Linie 27 bedient, die zwischen Pasedagplatz und Wilhelminenhofstraße verkehrt und unterwegs beispielsweise an den S-Bahnhöfen Friedrichsfelde-Ost und Karlshorst sowie am U-Bahnhof Tierpark stoppt. Durch ihre Lage am äußersten Rand der Hauptstadt hatte die Malchower Schule über Generationen hinweg ein dörfliches Einzugsgebiet. Mitte der 1980er Jahre veränderte sich das Umfeld. Im Zuge des Wohnungsbauprogramms der DDR errichteten Bauarbeiter auch hier Wohnblöcke in Plattenbauweise, darunter etliche Hochhäuser. Es entstand ein neuer Stadtbezirk: Hohenschönhausen. Die Gegend gehört verwaltungsmäßig aber seit 2001 wieder zum Bezirk Lichtenberg.

Der 1991 erst 27 Jahre alte Pädagoge Tobias Barthl, der sich bei der Umweltorganisation Greenpeace engagierte, ergriff damals eine Gelegenheit beim Schopf. Er bewarb sich als Schulleiter und formte die Bildungsstätte mit seinen Kollegen um zu einer Grundschule im Grünen mit einer in dieser Form einzigartigen Orientierung auf die Umweltbildung. Dafür gab es im Laufe der Jahre diverse Preise, so 2005 einen Preis für die Schulhofgestaltung und 2008 den Deutschen Schulpreis, den Berliner Umweltpreis und den Zukunftspreis des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung und 2012 den Berliner Jugendtierschutzpreis. Gewürdigt wurden allerdings auch schon der Mathematik- und der Sportunterricht.

Die Titelseite des gültigen Schulprogramms aus dem Jahr 2006 trägt den ambitioniert-hoffnungsvollen Spruch: »Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern.« Das Schulklima zeichnet sich schon einmal »grundsätzlich durch einen harmonischen Umgang zwischen Schülern, Lehrern, Erziehern und Eltern aus«, wie das Schulprogramm vermerkt. Dabei wird aber nicht ausgeklammert, was noch besser gemacht werden kann. Das nach wie vor gültige Konzept einer an humanistischen, demokratischen und ökologischen Werten orientierten Bildung und Erziehung zieht Schüler nicht nur aus Lichtenberg an. Von den derzeit 1200 Jungen und Mädchen, die den Grünen Campus Malchow besuchen, kommen viele aus Pankow, einige auch aus Brandenburg.

Vor vier Jahren wandelte sich die Grundschule im Grünen zu einer Gemeinschaftsschule im Grünen, die nun auch das Abitur anbietet, das hier nach 13 Jahren erworben werden kann. Gegenwärtig besuchen die ältesten Zöglinge die 10. Klasse, erläutert Schulleiter Barthl. Es sei Eltern damit erstmals möglich, ihre Kinder am Grünen Campus Malchow für das Abitur anzumelden.

gruener-campus-malchow.de

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