Wohllaut und Wahrheit

Quadflieg zum 100.

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Er war das reine, klare Wort. Goethe und Güte forever. Die große Kunst des Charakters. Aber eine andere Leistung bleibt auch. Sie betrifft die Frage, wie schnell bei einem Zeitenwechsel zur Tagesordnung übergegangen, wie reibungslos das Vergessen zur allseits goutierten Gewohnheit werden darf. Ein Land, »nur auf Rettung bedacht, in einem oberflächlichen und gewinnsüchtigen Sinn: es wollte leisten und hoch- und davonkommen, es wollte beharren, statt sich zu ändern« - das schrieb Rainer Maria Rilke über die deutsche Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Der Schriftsteller Ralph Giordano erinnerte 1994 an verblüffende, erschreckende Parallelen zur westdeutschen Geschichte nach zwölf Jahren Nazidiktatur: »Im Rückblick schaudert es einen noch heute - die fünfziger Jahre: ein brauner Epilog, eine einzige restaurative Verlogenheit von nationalen Dimensionen.« Und dieser »Wille der bundesdeutschen ...


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