Kurzschluss in Herznähe

Leichte Rhythmusstörungen lassen sich mit Heilpflanzen beheben

  • Tina Suchanek
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Fast jeder hat es schon erlebt, das so genannte Herzstolpern. Meistens im Urlaub oder kurz vor dem Einschlafen. Der Puls setzt aus. Kurzzeitig bleibt einem der Atem weg. Dann setzt das Herz seinen normalen Rhythmus fort. Eine so genannte Extrasystole, ein zusätzlicher Herzschlag, hat den Herzrhythmus kurzweilig unterbrochen. Was sich gefährlich anhört, hat jedoch oft gar nichts mit dem Herzen zu tun. »Extrasystolen sind Impulse, die von Herzmuskelzellen ausgesendet werden und den Rhythmus stören, der durch den Sinusknoten vorgegeben wird«, sagt Hans-Joachim Trappe von der Deutschen Herzstiftung. Wie die Extraschläge sei auch das plötzliche Herzrasen, die so genannte Tachykardie, mit einer Frequenz zwischen 150 und 200 Schlägen häufig »völlig harmlos, wenn keine Herzerkrankung zugrunde liegt«, sagt der Kardiologe, der die Medizinische Klinik II des Ruhr-Universitätsklinikums in Bochum leitet. Ein Herzfehler lasse sich mit Hilfe eines Langzeit-Elektrokardiogramms (EKG), eines Belastungs-EKGs und mittels Herzultraschall ausschließen. »Bei vielen wird das schnelle Herzklopfen durch ein zusätzliches Reizleitungskabel im Herzen hervorgerufen«, sagt Trappe. Ein Herzspezialist könne das angeborene Zusatzkabel in einer so genannten Katheterablation veröden und damit weitere »Kurzschlüsse« verhindern. Schlägt das gesunde Herz außer der Reihe, kann dies auch auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen. »Vor allem bei jüngeren Frauen begünstigt auch der Stress das Stolpern und Herzrasen«, sagt Trappe. Die emotionale Belastung reizt den Sympathikus, der als Teil des vegetativen Nervensystems den Körper und insbesondere die Herztätigkeit in hohe Erregungsbereitschaft versetzt. Bei anfallartigem Herzrasen empfiehlt der Kardiologe, die Position zu ändern, die Beine fest zum Brustkorb zu ziehen oder eiskaltes Wasser zu trinken. Die unangenehmen Extrasystolen sind dagegen nicht so einfach zu stoppen. Hier kämen »harmlose Rhythmusmedikamente wie Beta-Blocker« schon eher in Betracht. »Allerdings vertragen manche Menschen keine Beta-Blocker wegen ihres niedrigen Blutdrucks«, warnt Rainer Matejka, Ehrenpräsident des Deutschen Naturheilbunds und Leiter der Habichtswald-Fachklinik für Psychosomatik, Onkologie und Innere Medizin in Kassel. Neben einer Schilddrüsenüberfunktion und vegetativer Belastung könnten Rhythmusstörungen auch ganz andere Ursachen haben. Zum Beispiel Blähungen: So könne es passieren, dass der Querdarm oder der Magen auf das Zwerchfell drückt und Herzrhythmusstörungen begünstigt, sagt Matejka. Wer zu Blähungen neigt, sollte also seine Ernährung umstellen, mindestens jedoch auf grobkörniges Getreide und Zucker verzichten. »Oft wird nicht genügend auf die Blutqualität geachtet«, glaubt der Allgemeinmediziner. Ist das Blut zu dick, komme es zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Herzens. Auch ein unausgeglichener Säure-Base-Haushalt könne mit einer einhergehenden Stoffwechselstörung die Durchblutungsqualität herabsetzen. Der Allgemeinmediziner rät zu Entgiftungs- und Entlastungstagen mit Quellwasser statt Alkohol und einer ausgewogenen, kalium- und magnesiumreichen Ernährung mit viel Gemüse. Das verbessere den Blutstoffwechsel. Dass Herzgeplagte auf Genussmittel verzichten sollen, die eine Rhythmusstörung fördern - wie Alkohol und Kaffee - versteht sich von selbst. Häufig stecken auch so genannte »Störfelder« hinter den Herz-Eskapaden. Potenzielle Verdächtige seien die Mandeln und der gesamte Zahn-Kiefer-Bereich. »Vor allem die Weisheitszähne weisen über Akupunkturmeridiane und Nervenfasern reflektorische Verbindungen zum Herzen auf«, erklärt Matejka. Mithilfe der »Neuraltherapie nach Huneke« könne mit örtlich betäubenden Injektionen das Störfeld ausgeschaltet und die schädigende Wirkung auf die Regulationsfähigkeit des Körpers unterbrochen werden«. Diese Methode empfiehlt Matejka auch zur Schilddrüsenregulation: »Die Schilddrüse ist wie bei früheren Autos der Vergaser - man muss die richtige Drehzahl einstellen.« Natürliche Heilpflanzen seien zwar kein Allheilmittel, »bei leichteren Herzrhythmusstörungen aber immer einen Versuch wert«, sagt der Experte: »Besenginster beeinflusst direkt den Erregungsrhythmus des Herzens selbst, Weißdorn verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße und kräftigt den Herzmuskel.« Insbesondere bei seelischen Belastungen sollten Betroffene ihren naturgemäßen Lebenstakt finden. Leichte sportliche Betätigung helfe dabei und erzeuge natürliche Bypässe, sagt Matejka. Außerdem schaffe Sport Gewissheit über das Rumpeln und Rasen in der Brust: Denn die ungefährlichen Herzrhythmusstörungen versc...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.