»Hier ist alles falsch«

Thomas Ebermann und Robert Stadlober über die 
Sehnsucht nach mürrischen Postbeamten, die Furcht 
vor dem Schlaraffenland, die Verzwergung des Protests und die Philosophie Herbert Marcuses

Herbert Marcuses Werke wurden in den 60er, 70er Jahren gelesen. Außer in linken Zirkeln ist sein Name nicht mehr bekannt. Wie kommt man dazu, Herbert Marcuse wieder auszugraben und sein Denken auf die Bühne zu bringen?
Robert Stadlober: Unter anderem deswegen, oder?

Thomas Ebermann: Ich habe wohl keinen Autor häufiger zitiert als Herbert Marcuse. In wie vielen Krisendebatten habe ich gesessen und die Sehnsucht gespürt - nicht nur gespürt, sondern intellektuell nachvollzogen -, dass es nochmal so reguliert zugehen möge, so ohne Leiharbeiter, so mit tariflich gesicherten Arbeitsbedingungen, wie, sagen wir, in der Zeit von Helmut Schmidt! Wahlweise Ludwig Erhard. Jedenfalls wie in der Zeit des Wirtschaftswunders, in der Zeit vor dem, was man jetzt oft fälschlicherweise Neoliberalismus nennt. Dabei sind auch in dieser Zeit die Menschen ums ganze Leben betrogen worden. Das Wort von der »Hölle im Überfluss« ist für mich keine Phra...


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