Ein Sarrazin für die Innenpolitik

SPD-Landrat Karl-Heinz Schröter soll Brandenburgs Innenminister werden

Die SPD will Karl-Heinz Schröter zum Innenminister machen. Der hat als Landrat an diskriminierenden Gutscheinen für Flüchtlinge festgehalten.

Wen die LINKE als Minister im neuen rot-roten Kabinett vorschlägt, das sorgte beim Landesparteitag der Sozialisten am Sonnabend nicht für Debatten, wohl aber eine Personalie des Koalitionspartners. Denn die SPD will Karl-Heinz Schröter zum Innenminister machen. Der Landrat von Oberhavel, der zugleich Präsident des Landkreistags ist, könnte zwar genau der richtige Mann sein, die beabsichtigte Kreisgebietsreform durchzusetzen. Unbeeindruckt von Protesten und taub für Hinweise hält Schröter jedoch bis heute daran fest, dass Asylbewerber in Oberhavel Ladeneinkäufe mit Gutscheinen bezahlen müssen. Das erbittert nicht nur die Sozialisten. Viele andere Landkreise haben das diskriminierende Gutscheinsystem längst durch Bargeldzahlungen an die Flüchtlinge abgelöst.

Er könnte ja eigentlich froh sein, Schröter in Oberhavel nun loszuwerden, schimpfte der Kreistagsabgeordnete Peter Ligner (LINKE). Er bescheinigte ihm einen »autoritären Führungsstil«. Einen solchen »innenpolitischen Sarrazin« wolle er aber nicht in einem rot-roten Kabinett, sagte Ligner. Mit Vorurteilen gegen fremde Kulturen hat Berlins Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) seine Bücher zu Verkaufsschlagern gemacht.

Der Vizelandesvorsitzende Sebastian Walter gestand, ihm seien »die Gesichtszüge entgleist«, als er hörte, wer Innenminister werden soll. Doch auch Schröter müsse sich an die Vorgaben des Koalitionsvertrags halten, beruhigte Walter. Justizminister Helmuth Markov (LINKE) meinte diplomatisch, diese Personalie sei Angelegenheit der SPD. Er verwies darauf, dass auch die Sozialdemokraten mit dem Gutscheinsystem in Oberhavel unglücklich gewesen seien.

Grünen-Fraktionschef Axel Vogel rügte per Pressemitteilung, als Landrat habe Schröter »bislang jeden Spielraum genutzt, um Flüchtlingspolitik so restriktiv wie nur möglich auszugestalten«.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal