Vom Glückswillen in der Hölle

Am Sonntag wird der ungarische Schriftsteller Imre Kertész 85 Jahre alt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Aufrichtigkeit. Es ist das Schlüsselwort. Und wo dieses Wort für Aufschluss sorgt, öffnet sich eine Tür bewusst gewählter Heimat, die aber nur immer eines ist: Unfallstelle, Wüste, unwirtliche Brache - das eigene Ich. Der ungarische Jude Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, als Junge nach Auschwitz und Buchenwald verschleppt - er sieht Aufrichtigkeit nur dort, wo Erkenntnis »restlos gegen mich selbst verwendbar ist«. Als wahrhaftig gilt ihm lediglich, wer nicht selbsttrügerisch seine Erfahrungen im Leben mit einer Idee vom Leben betrügt. Und gerade einem Dichter muss es darum gehen, die geheimsten, wollüstigsten und heikelsten, die abweichlerischen und erziehungsbedürftigen Eigenschaften nicht in anderen Menschen zu verfolgen, sondern einzig in sich selbst. »Nahezu alles Wissen, das nicht unmittelbar Wissen über uns selbst ist, bleibt wertlos.« Daher taugt niemand zum Propheten, daher fruchten nicht die Botschaften irgendeines Heils...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.