Vom Glückswillen in der Hölle
Am Sonntag wird der ungarische Schriftsteller Imre Kertész 85 Jahre alt
Aufrichtigkeit. Es ist das Schlüsselwort. Und wo dieses Wort für Aufschluss sorgt, öffnet sich eine Tür bewusst gewählter Heimat, die aber nur immer eines ist: Unfallstelle, Wüste, unwirtliche Brache - das eigene Ich. Der ungarische Jude Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, als Junge nach Auschwitz und Buchenwald verschleppt - er sieht Aufrichtigkeit nur dort, wo Erkenntnis »restlos gegen mich selbst verwendbar ist«. Als wahrhaftig gilt ihm lediglich, wer nicht selbsttrügerisch seine Erfahrungen im Leben mit einer Idee vom Leben betrügt. Und gerade einem Dichter muss es darum gehen, die geheimsten, wollüstigsten und heikelsten, die abweichlerischen und erziehungsbedürftigen Eigenschaften nicht in anderen Menschen zu verfolgen, sondern einzig in sich selbst. »Nahezu alles Wissen, das nicht unmittelbar Wissen über uns selbst ist, bleibt wertlos.« Daher taugt niemand zum Propheten, daher fruchten nicht die Botschaften irgendeines Heils...
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