Die Ermordung der »nutzlosen Esser«

Mindestens 26 Menschen aus dem oberbayerischen Bezirk Weilheim wurden im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms umgebracht. Ein Blick in die Krankenakten, die im Bundesarchiv Berlin liegen

  • Roland Lory, Weilheim
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Über die Einzelschicksale der Opfer nationalsozialistischer Euthanasie-Programme ist bis heute wenig bekannt. Der Autor hat sich die Krankenakten von Ermordeten aus seiner Gegend angesehen.

Johann L. ist Bahner. Der Weilheimer verdient sein Geld als Streckenarbeiter, Rangiergehilfe und Hilfsheizer. Doch 1923 verunglückt er beim Bau einer Brücke über die Ammer. L. stürzt mit dem Kopf voraus in den Fluss, schlägt auf den Steinen auf und erleidet dabei einen Schädelbruch. Seit diesem Unfall hat der Weilheimer, der 1893 in Kohlgrub zur Welt kam, epileptische Anfälle. Dies wird ihm zum Verhängnis. In der Zeit des Nationalsozialismus wird er wegen seiner Krankheit umgebracht.

Mindestens 26 Menschen, die im Bezirk Weilheim südlich von München geboren wurden oder dort wohnten, wurden Opfer der sogenannten »Aktion T 4«. Tatsächlich dürften es mehr sein. Das Kürzel T 4 steht für die Tiergartenstraße 4 in Berlin, wo die Zentrale für die Krankenmorde angesiedelt war. Im Rahmen von T 4 wurden 1940/41 insgesamt rund 70 000 Insassen von Heil- und Pflegeanstalten des Deutschen Reiches in speziellen Tötungsanstalten ermordet. Von...


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