Brennende Europäer

Martin Leidenfrost über bulgarische Stromrechnungen, vergessene Selbstmörder und Holz hackende Plattenbaubewohner

Seit Februar 2013 verbrennen sich in Bulgarien Menschen. Je nach Zählweise haben sich bereits sechs bis elf Bulgaren verbrannt, Anfang November zündeten sich wieder zwei an. Sie wählen diese Todesart, die in Bulgarien keine Tradition hat, ausdrücklich aus politischem Protest. Mich als Niederösterreicher geht das hart an: Der Winteraufstand 2013 wurde ausgelöst von Stromrechnungen, die bei manchen Bulgaren höher ausfielen als das Einkommen; das Monopol für Stromverkauf im südöstlichen Drittel Bulgariens genießt der niederösterreichische Energiekonzern EVN. Am 10. Februar 2013 wurden zwei EVN-Autos angezündet.

Ich fahre zur EVN nach Plovdiv. Von meinen fünf Landsleuten unter den 2500 Mitarbeitern kriege ich keinen zu Gesicht, aber das bulgarische Management empfängt mich. »Jeder Österreicher fragt mich nach den brennenden Autos«, sagt einer, »für uns ist dieser verrückte Monat schon weit weg.« Er zeigt mir draußen die Stelle: »D...


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