Neues Zentrum mit Wasserbecken

In Grünau entstehen 650 Wohnungen / Pläne liegen im Rathaus Köpenick aus

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Einst Industriegebiet, danach Brache und jetzt Wohnungsbaustandort: Am Dahmeufer in Grünau werden im Jahr 2022 etwa 1500 Menschen leben.

Ideen für das brachliegende Gelände an der Regattastraße 11 bis 49 gab es schon viele. Doch umgesetzt wurde von den hochfliegenden Bau-Plänen bislang nichts. Wer von der Altstadt Köpenick Richtung Grünau fährt, sieht lediglich eine riesige Sandfläche am Ufer der Dahme.

Seit 1883 gab es dort eine Chemiefabrik, später nutzte VEB Berlin-Chemie den Standort, löste ihn aber Anfang der 1990er Jahre auf. Es folgte eine umfassende Boden- und Grundwassersanierung, die größtenteils das Land Berlin finanzierte. 2012 kaufte dann die BUWOG group - ein deutsch-österreichischer Anbieter im Bereich Wohnimmobilien - das Gelände und begann zunächst unter dem Motto: »Neue Wasserliebe« ein Projekt aufzustellen. »Wir möchten den ehemaligen Industriestandort gemeinsam mit dem Bezirk Treptow-Köpenick zu einem lebenswerten Wohnquartier entwickeln«, betont BUWOG-Geschäftsführer Alexander Happ, verantwortlich für den Bereich Project Development.

Interessierte können noch bis 19. November, in die Bebauungsplanunterlagen schauen und ihre Stellungnahmen abgeben. »Die Neuordnung und Nutzung der seit Jahren vorhandenen Brache beseitigt einen städtebaulichen Missstand und wird insgesamt dem Ortsteil Grünau gut tun«, ist Treptow-Köpenicks Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) überzeugt.

Im Eingangsbereich Grünaus soll ein neues Ortszentrum entstehen: mit 650 Wohnungen, der überwiegende Teil davon als Eigentum. Die Quadratmeterpreise liegen zwischen 2200 und 4000 Euro. Geplant sind Stadthäuser mit vielfältigen Grundrissen, Wohnungen mit Balkonen und Dachterrassen sowie moderne Reihenhäuser. Angedacht sind zudem einige seniorengerechte Quartiere.

Sichtachsen ermöglichen den Blick auf die Dahme und das rund 6000 Quadratmeter große Wasserbecken, das sich in der Mitte der Anlage befindet. Geplant sind Aufenthaltsbereiche, ein öffentlicher Spielplatz für unterschiedliche Altersgruppen und ein Stadtplatz an der Regattastraße. »Ein Café oder ein paar Läden können dort ebenso öffnen«, sagt Alexander Happ.

Angedacht sind insgesamt zehn Bauabschnitte. Im Frühjahr 2015 sollen jedenfalls die Bagger für das erste Baufeld anrücken und gleichzeitig der Wohnungsverkauf starten. Die BUWOG verspricht ebenso die kleinteilige Erschließung des Areals: mit fünf Zufahrten zum Quartier, Anliegerstraßen und Parktaschen, Tiefgaragenstellplätzen und gestalteten Grünflächen. Auch eine Kita mit 70 Plätzen öffnet am Standort.

Doch ein besonderes Highlight wird die Uferstruktur, versprechen Happ und der Bezirk. Direkt an der Dahme steht künftig ein für jeden zugänglicher, drei Meter breiter, begrünter Uferweg zur Verfügung.

Viele Grünauer, die kürzlich die Informationsveranstaltung zum Regattastraßen-Projekt mit dem nun neuen Namen »52° Nord« besuchten, freuen sich, »dass die Brache nun endlich bebaut wird«, wie es Minka Dott, Vorsitzende des Ortsvereins und einst Abgeordnetenhausmitglied der LINKEN, formuliert. Kritisch bewertet sie allerdings die Konzentration auf den Bau von Eigentumswohnungen. »Der Bezirk muss stärker darauf achten, dass auch junge Familien mit weniger Einkommen die Chance erhalten, dort hinzuziehen.« Berlin sei schließlich eine Mieterstadt.

Doch Stadtrat Hölmer stellt klar: »Bei künftigen privaten Bauprojekten wird es so sein, dass wir den Eigentümer verpflichten können, eine bestimmte Anzahl Mietwohnungen zu errichten - dieses vom Land Berlin festgesetzte Instrument steht uns aber erst jetzt zur Verfügung.«

Geschäftsführer Happ verweist auf Prognosen, wonach Treptow-Köpenick auch weiterhin ein Zuzugsbezirk bleibt. »Bis 2030 ist mit einer Steigerung der Einwohnerzahl um bis zu 7,4 Prozent zu rechnen, was sich natürlich auf die Nachfrage nach Eigentumswohnungen auswirkt.«

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