Augen auf und Taschen zu!

Die Polizei warnt vor Taschendieben auf Weihnachtsmärkten. Besucher sollen nicht zu viel Bargeld mitnehmen und auf ihre Wertsachen achten.

Der Besuch eines Weihnachtsmarkt kann zu einer ungewünschten Bescherung führen. Taschendiebe treiben dort ihr Unwesen, warnt die Polizei pünktlich vor dem ersten Advent. Die Langfinger haben eine Reihe von Tricks im Repertoire und ihnen fällt auch immer etwas Neues ein: Anrempeln, Drängeln, nach dem Weg fragen, eine Blume schenken, mit Ketchup kleckern, um das Einwechseln von Kleingeld bitten und so das Opfer ablenken und dann flink zugreifen.

Die Polizei rät den Besuchern von Weihnachtsmärkten, auf ihre Wertsachen achtzugeben, nur so viel Geld mitzunehmen, wie sie tatsächlich benötigen, Bares und Kreditkarten in verschiedenen verschlossenen Innentaschen der Kleidung zu tragen, möglichst dicht am Körper. Kurz gesagt: »Augen auf und Taschen zu!«

2013 wurden in Deutschland 136 000 Taschendiebstähle im Gesamtwert von 39,4 Millionen Euro angezeigt. Das waren 8700 Fälle mehr als 2012. »Angesichts der weiter gestiegenen Fallzahlen ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger für das Thema sensibilisiert werden und wissen, wie sie sich schützen können«, sagt Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder.

In Brandenburg wurden im gesamten Jahr 2013 bei knapp 1500 Taschendiebstählen Geld und Wertsachen im Gesamtwert von etwa 450 000 Euro entwendet. Nach Angaben des Polizeipräsidiums handelt es sich dabei um weniger als ein Prozent aller Straftaten in dieser Zeit. Zwar lauern Taschendiebe im Prinzip überall, aber besonders in Großstädten mit viel Touristenverkehr. Angesichts der unzähligen Weihnachtsmärkte mit zusammen Zigtausenden Besuchern scheint in Brandenburg die ganz konkrete Gefahr, persönlich auf einem solchen Markt bekaut zu werden, doch noch ziemlich gering zu sein.

»Insgesamt sind die Kriminalitätszahlen nicht besorgniserregend«, hat der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Scharfenberg (LINKE) gesagt. Die Zahl der Straftaten in Brandenburg stieg 2013 leicht um 1,1 Prozent auf 197 288. Um 4,6 Prozent sprunghaft zugenommen haben aber Auto- und Fahrraddiebstähle sowie Einbrüche. »Da muss man sich wirklich Gedanken machen, was dagegen getan werden kann«, meint Scharfenberg. Prävention heiße, es Dieben nicht zu leicht machen. Der Tipp der Polizei, die Tasche auf dem Weihnachtsmarkt nicht offen zu lassen, sei hilfreich.

Obwohl die Fakten das keineswegs rechtfertigen, greift in der Bevölkerung ein Gefühl der extremen Bedrohung durch Kriminalität um sich. Auch das Innenministerium kennt diese irrationalen Ängste und will zumindest nicht leichtfertig darüber hinweggehen.

Indessen würden aber selbst Aufklärungskampagnen und erfolgreiche Präventionsarbeit nicht automatisch dafür taugen, die Einsparung von noch einmal 400 Stellen bei der Polizei zu rechtfertigen. Immerhin trügt der Eindruck, dass Beamte reihenweise durch Hilfssheriffs ersetzt werden können und sollen. Denn vor Jahren gab rund 230 sogenannte Sicherheitspartner, mittlerweile sind es nur noch um die 70.

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