»Das komplett andere Leben«

Gelungene Inszenierung eines Brandenburger Verfassungsschutzspitzels beim NSU-Prozess

  • René Heilig, München
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Gut gefüllt war die Tribüne, als der NSU-Prozess in München am Mittwoch fortgesetzt wurde. Ein höchst dubioser Ex-V-Mann aus Brandenburg mit dem Decknamen »Piatto« war als Hauptdarsteller geladen.

Kommt er mit Sonnenbrille? Trägt er einen Bart? Wie verfremdet der Geheimdienst »Piattos« Stimme? Journalistenkollegen spöttelten, der Zeuge könnte mit Ku-Klux-Klan-Hauben erscheinen. Schließlich hat er sich in seiner Jugend zum brennenden Kreuz im Brandenburger Wald »verlaufen« und Kontakte über den Teich unterhalten. Als der etwas massig gewordene Szczepanski dann - neben seiner vom Land Brandenburg gestellten Berliner Rechtsanwältin - am Zeugentisch Platz nahm, war man enttäuscht: Perücke und Brille, und die Kapuze war nur die eines Shirts.

Carsten Szczepanski war laut Geheimdienstangaben vom Juli 1994 bis Juni 2000 »Piatto« und wurde unter der Quellennummer 370 004 geführt. Das Datum scheint strittig, denn der Zeuge erinnert sich, dass er bereits 1991 von einem Verfassungsschützer in der Justizvollzugsanstalt Königs Wusterhausen besucht worden sei. Der Geheimdienst datiert den Besuch auf 1994 und nennt die JVA Brandenburg als Treff....


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