Mit Rückenwind nach Qingdao

Surferin Romy Kinzl schaut vor der WM in Italien schon nach Peking 2008

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Sie hat ein Kämpferherz und steckt sich hohe Ziele, das passt zu ihrem Charakter und ihrem Motto »Ganz oder gar nicht«. Romy Kinzl weiß, was sie will, und was sie für ihr großes Ziel Olympia 2008 investieren muss. Die gebürtige Berliner »Göre« weiß aber auch, was sie kann und muss sich mit ihren Leistungen als derzeit beste deutsche Surferin nicht verstecken. Für die Olympiavorbereitung hat sie jetzt ihr Zuhause gewechselt und ist vom Berliner Müggelsee nach Kiel umgesiedelt. Dort trainiert sie täglich im Bundesleistungsstützpunkt der Segler.
Saisonhöhepunkt 2006 sind die Weltmeisterschaften im September auf dem Gardasee. »Da will ich unter die Top Ten«, umreißt sie ihre Zielsetzung. Daher hat sie genau dort Ende Juli mit den italienischen Assen trainiert. Bei allen positiven Eindrücken kehrte sie dennoch ungehalten von dem Trip zurück, nachdem auf dem Flughafen ihr »Arbeitsgerät« beim Verladen beschädigt wurde - nun wird es repariert, und die Versicherung schlägt sich mit der Sache herum.
Nein, der Leistungssport Surfen ist kein Zuckerschlecken, wie manch einer vermuten könnte, der an die Klischees Surfen, Sonne, Strand und Spaß denkt. Die Studentin für Englisch und Sport steht jeden Morgen um 7 Uhr auf. Täglich steht Ausdauertraining an - mal Laufen, mal Rudern, mal Radfahren. Dann geht es drei Mal die Woche in den Kraftraum und täglich ein paar Stunden aufs Wasser. Ab und an gibt es dann auch noch eine Videoanalyse mit dem Bundestrainer Diederik Bakker. Kinzl hat sich ganz dem Leistungssport verschrieben.
Das Windsurfen hat in Deutschland durch die olympische Silbermedaille von Amelie Lux 2000 in Sydney einen Imageschub bekommen. Für die Spiele 2004 in Athen qualifizierte sich Lux nach einer umstrittenen Nominierung vor Kinzl. Die Berlinerin hätte verärgert alles hinwerfen können, doch sie sagte sich vielmehr: »Jetzt erst recht!« Und derzeit ist sie unumstritten Deutschlands Nummer 1 auf dem Brett und in der Welt unter den besten 20.
Dieses Jahr eine gute WM und nächstes Jahr in Portugal ebenfalls, dann hat sie das Ticket für das olympische Segelrevier in Qingdao (China) sicher. »Für das Surfen habe ich dann genau das richtige Alter«, zählt sich die 27-Jährige noch lange nicht zum »alten Eisen«. Sie ist Sportlerin durch und durch, startete ihre Karriere mit Rhythmischer Sportgymnastik, schaute dann bei der Leichtathletik vorbei, ehe sie mit 15 erstmals auf einem Surfbrett stand. Und dabei ist sie geblieben. »Da hat mein Vater mitgeholfen«, erzählt sie.
Steffen Kinzl war früher Trainer der Seglerlegende Jochen Schümann, der drei Mal Olympiasieger wurde, und darf getrost als »Pionier für den Surfsport« in der Ex-DDR bezeichnet werden. Jetzt ist er ein großer Fan seiner Tochter. Es bewahrheitet sich wieder: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!

Kummer mit dem Brett
Die neue olympische Surfklasse ist vereint unter dem Namen Neil Pryde RS:X - und so kompliziert wie der Fantasiename sich anhört, gestaltet sich zurzeit auch die Produktion.
Weltweit gibt es gerade einmal knapp über 300 Bretter, in Deutschland geschätzte 25. Das Mistral-Board ist Vergangenheit, doch mit der Serientauglichkeit des neuen 14-Kilo-Bretts hapert es noch gewaltig.
Das neue Wettkampfgerät wird von den Sportlern durchaus gelobt. Es ist breiter, kürzer und weist mehr Segelfläche auf. Der Effekt: Bei weniger Wind kommt man bereits schneller ins Gleiten.
Momentan können die Hersteller jedoch nicht die Nachfrage bedienen. Für die Aktiven ist das ein gehöriges Ärgernis, da man sich normalerweise auch mit einem Ersatzbrett eindeckt, ganz abgesehen davon, dass man sich für das Modell mit dem ausklappbaren Schwert auch für Reparaturzwecke Ersatzteile und E...

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