Im Nationalen Tabakladen

Martin Leidenfrost über ein Stück Neuorganisierung der ungarischen Alltagskultur

Seit sich die lustigste Baracke des Ostblocks in das vielleicht grimmigste Exerzierfeld verwandelt hat, fahre ich nicht mehr so gern nach Ungarn. Und jetzt plötzlich das. Ein tausendfach aufblitzendes Schild in den Nationalfarben, im strengen Design der 50er Jahre, dabei stets das rote Verbotszeichen »Zutritt unter 18 Jahren verboten« - »NEMZETI DOHÁNYBOLT«, der »Nationale Tabakladen«. Seit 2013 dürfen Supermärkte, Tankstellen oder Kneipen in Ungarn keine Tabakwaren mehr verkaufen, dazu sind nur noch staatlich lizenzierte Spezialläden berechtigt. Selbst eigentlich fast Nichtraucher, werde ich umgehend süchtig nach den Nationalen Tabakläden.

Das Gesetz entfaltet seine verführerische Wirkung damit, dass man die Zigaretten von der Straße nicht mehr sehen darf. Oh, diese Streifenvorhänge aus PVC! Oh, diese robusten weißen Holztüren umgewidmeter Abstellkammern in Tante-Emma-Läden! Oh du versperrte Plastik-Falttür beim Branntweiner ...


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