Heino wird Heine singen

Volker Lösch inszenierte Hauptmanns »Die Ratten« am Düsseldorfer Schauspielhaus

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Einst schufen Theaterdichter feurige Charaktere, die mit Dolch in der Magengrube und Limonade im Bauch unsterbliches Leben anmeldeten. Über Ibsen und Strindberg und Tschechow aber zerrieb, erschöpfte sich das Bürgertum am flammend unverwechselbaren Helden. Längst schlingern nur noch Sprachröhren über die Bühnen, so, wie gesichtsscheue Kapuzentypen durch die Realität huschen. Unsterblich einprägsam waren Ferdinand, Luise, Karl, Franz, Emilia, Fiesco. Protagonisten heutiger Stücke heißen anders, sind ganz Flüchtigkeit: der Mann, die Frau, Er und Sie, der Fremde, die Alte. Dass die Moderne nahezu frenetisch Individualität und Selbst-Besinnung beschwört - es bildet einen seltsamen Gegensatz zum Persönlichkeitsverlust des theatralischen Personals: Jenes Ich, das dunnemals so wild und wehe in Aktion verglühte - es wurde ersetzt durch den Typus, der müde, hilflos, nervös reflektiert, weil er im Grunde nichts mehr lebt; jede Existenz kommentie...


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