Nie genug Kindergärten

  • Klaus Peters
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Einwohnerzahl im Berliner Speckgürtel wächst und wächst. Die Städte und Gemeinden kommen mit dem Bau der Infrastruktur kaum nach.

»Ich bin gar nicht so begeistert, wenn es so schnell geht«, sagt der Bürgermeister von Dallgow-Döberitz, Jürgen Hemberger (Freie Wähler). »Wir sind immer die Gehetzten.« 2005 hatte seine Gemeinde noch 6800 Einwohner. Inzwischen sind hier 9300 Bürger gemeldet. Allein in den beiden vergangenen Jahren kamen jeweils rund 300 dazu. Dallgow-Döberitz ist nur eine von vielen Kommunen im Berliner Speckgürtel, denen es so ergeht.

Die Folge davon: Es muss investiert werden. So hat Dallgow-Döberitz erst vor eineinhalb Jahren eine fünfte Kita gebaut. »Jetzt sind wir schon wieder bei der nächsten«, sagt Hemberger. Auch die Grundschule wurde für 650 Plätze ausgebaut und es wurde ein neuer Sportplatz angelegt. Denn die meisten Zuzügler sind junge Familien aus Berlin. Bis 2017 soll auch ein neues Rathaus entstehen, weil der Platz für die Verwaltung nicht mehr ausreicht.

Nach jüngsten Zahlen des Landesamtes für Statistik steht Oranienburg ganz oben beim Zugewinn von Bevölkerung. Daneben befinden sich Falkensee, Hoppegarten, Teltow und Werder/Havel in der Spitzengruppe.

Im vergangenen Jahr seien unter dem Strich mehr als 900 Bürger hinzugekommen, freut sich der Oranienburger Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD). »Wir haben ein neues Bürgerzentrum, eine Stadtbibliothek und ein Begegnungszentrum für die ältere Generation gebaut«, nennt Stadtsprecherin Susanne Nicolaus nur einige Beispiele. »Nun legen wir den Grundstein für eine neue Grundschule mit 540 Plätzen und einen Hort für 250 Kinder, die 2016 fertig sein sollen.«

Auch Blankenfelde-Mahlow in der Flugschneise des neuen Hauptstadtflughafens BER boomt. »Von dort kommt der größte Widerstand gegen den Flughafen, aber die Gemeinde ist beim Zuzug ganz vorne«, berichtet der Geschäftsführer des brandenburgischen Städte- und Gemeindebundes, Karl-Heinz Böttcher. Nach gut 24 000 Einwohnern im Jahr 2012 seien es mittlerweile mehr als 26 000. Es lockt die Wirtschaftskraft. Die Grundstückspreise sind gestiegen.

Das Infrastrukturministerium hat jetzt versprochen, den notwendigen Bau von Wohnungen und Verkehrswegen besser zu steuern. Denn die Bürger pendeln meist zur Arbeit nach Berlin. Das sorgt für Staus auf den Straßen und überfüllte Züge.

Potsdam etwa zählt seit dem Jahr 2000 unter dem Strich jedes Jahr »1500 bis 2000 Einwohner mehr«, wie Stadtsprecher Stefan Schulz sagt. Bauland für Wohnhäuser sei ausreichend vorhanden. Wegen des Platzmangels in der historischen Innenstadt und der Begrenzung durch die Havel können die Straßen aber nicht weiter ausgebaut werden. »Wir investieren in den kommenden beiden Jahren 50 Millionen Euro in den Öffentlichen Nahverkehr«, erläutert Schulz. Außerdem werden Radwege ausgebaut. dpa

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