Schallschutz am BER lässt auf sich warten

  • Lesedauer: 2 Min.
Nicht einmal jeder zehnte Haushalt an der Südbahn des neuen Flughafens hat bislang Schallschutzfenster.

Der geplante Flugbetrieb auf der neuen Südbahn in Schönefeld trifft tausende Anwohner unvorbereitet. Gut zwei Monate vor dem Start sind erst in 400 von etwa 4500 Wohnungen Schallschutzfenster eingebaut, wie die Fluglärmkommission am Montag in Schönefeld mitteilte. Dabei hatte die Flughafengesellschaft in den vergangenen Monaten das Tempo beim Schallschutzprogramm deutlich erhöht: Knapp 2800 Südbahn-Anwohner haben den Bescheid erhalten, mit dem sie Handwerker beauftragen können; rund 700 bekamen eine Entschädigung.

Oft gibt es jedoch Differenzen darüber, welche Fenster und Dämmungen eingebaut werden sollen. Allein von August bis Januar gingen beim Flughafen 738 Beschwerden zu Schallschutzbescheiden ein, weitere 150 bei der Luftfahrtbehörde, sagte der Chef der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlins und Brandenburgs, Wolfgang Fried. »Es gibt einen sehr hohen Grad der Verunsicherung bei den Betroffenen.« Zudem seien Gutachter-Büros überlastet. Der Flughafen betonte, man habe die behördlichen Vorgaben erfüllt. Ein Sprecher riet den Anwohnern, sich auch tatsächlich Schallschutz einbauen zu lassen.

Von der neuen Schönefelder Südbahn sollen von Mai an für ein halbes Jahr Flugzeuge abheben, während die Jahrzehnte alte Nordbahn saniert wird. Anders als jetzt gilt dann in Schönefeld das Flugverbot von 0 bis 5 Uhr wie es für den neuen Hauptstadtflughafen festgelegt ist - mit einer Ausnahme. Nach dem Champions-League-Finale am 6. Juni in Berlin müssen sich die Anwohner der Flughäfen Tegel und Schönefeld auf Dutzende Flüge in der Nacht einstellen. Je nachdem, welche Mannschaften ins Finale kommen, müssten bis zu 30 000 Fans auf dem Luftweg nach Hause, sagte Fried. Dafür würden wegen des »besonderen öffentlichen Interesses« Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Die Fluglärmkommission hatte gefordert, mit dem Südbahnbetrieb in Schönefeld erst zu beginnen, wenn alle Anwohner über Schallschutz verfügen. »Wir konnten uns nicht durchsetzen«, sagte der Vorsitzende Gerhard Steintjes. Die Kommission habe nur beratende Funktion. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal