Rasensprenger mit Bewegungsmelder

In Sachsen-Anhalt werden die geschützten Saatkrähen mancherorts zum Problem - besonders in städtischen Parks

  • Lesedauer: 3 Min.
Lautes Krächzen, durchwühlter Müll, Angriffe auf Fußgänger: Saatkrähen gelten als Störenfriede. Ihre Zahl nimmt seit Jahren in Sachsen-Anhalt vor allem in Städten zu.

Magdeburg. Die Zahl der Saatkrähen in Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. 2014 wurden rund 6800 dauerhaft im Land lebende Saatkrähen gezählt. Besonders in städtischen Grünanlagen habe ihre Anzahl stark zugenommen, teilte die staatliche Vogelschutzwarte Steckby im Zerbster Land mit. Demnach vertrieb das Landesverwaltungsamt seit Jahresanfang Krähen-Kolonien in Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel, in der Gemeinde Elsteraue (Burgenlandkreis) und in Bad Lauchstädt (Saalekreis).

Wer sich gestört fühlt, kann bei den Behörden eine sogenannte Vergrämung beantragen - weil Saatkrähen aber nach dem Bundesnaturschutzrecht besonders geschützt sind, muss das detailliert geprüft werden. »Es ist nur bei gewichtigen Gründen möglich, beispielsweise vor Kindertagesstätten, Schulen und öffentlichen Einrichtungen«, sagte die Sprecherin des Landesverwaltungsamtes, Gabriele Städter. Im Frühjahr müsse schnell gehandelt werden: Befinden sich die Tiere in der Brutzeit, dürfen sie nicht mehr bekämpft werden, sagte Städter weiter. In Parks sorgten die Vögel für Lärm- und Schmutzbelästigung. Zudem wühlten sie Mülleimer durch und griffen in seltenen Fällen auch Fußgänger an. »Es kommt immer wieder vor, auch wenn das eigentlich kein Standardverhalten der Vögel ist«, sagte Gunthard Dornbusch, Ornithologe der Vogelschutzwarte Steckby. »Am häufigsten beschweren sich Bürger über lautes Krächzen und den einen oder anderen Klecks von oben«, sagte der Vogelexperte. Die Vögel siedelten in die Städte um, weil sie auf den Feldern des Landes weniger Nahrung fänden.

»Essensreste oder unachtsam Entsorgtes in Mülleimern ist für sie natürlich ein gefundenes Fressen«, sagte Dornbusch. Dabei zählten die Tiere zu den klügsten Vogelarten Deutschlands. »Mithilfe von Werkzeug wie Bindfaden oder Stöckchen kommen sie auch in die kleinsten Nischen.«

Gartenbesitzer könnten sich vor Saatkrähen mit ein paar Tricks zur Wehr setzen, teilte das Landesverwaltungsamt mit. So könnten Rasensprenger mit einem Bewegungsmelder gekoppelt werden, der auf die Plätze spritzt, an denen die Krähen sitzen. Glitzernde CDs in den Bäumen seien dagegen nutzlos, könnten auf die Tiere sogar anziehend wirken. »Auch Attrappen von toten Krähen, die in Bäumen aufzuhängen sind, bringen eher weniger beim Verscheuchen der Vögel«, sagte Landesverwaltungsamt-Sprecherin Städter. »Die Krähennachbauten werden nach kurzer Zeit von den Tieren als harmlos erkannt.« Grundsätzlich gelte, dass Futterhäuschen für Vögel möglichst so konstruiert sein sollten, dass sie für Krähen nicht zugänglich sind. Nach Gartenpartys müssten Essensreste entfernt werden, frischausgesäte Blumensaat sollte mit einem Vlies bedeckt werden. Offene Komposthaufen sollten gegen geschlossene getauscht werden. »Ein üblicher Komposthaufen ist eine gedeckte Festtafel für Krähen«, so Städter. Im Winter gibt es laut Vogelschutzwarte neben heimischen Saatkrähen auch Saatkrähen aus Osteuropa. »Im Januar und Februar fliehen die Saatkrähen vor dem russischen Schnee«, so Dornbusch. Es würden sich dann noch einmal etwa 7000 Tiere zusätzlich im Land aufhalten. Mitte März reisten die Vögel jedoch wieder in ihre Heimatregionen. dpa/nd

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