Guten Rutsch!

»Amerika« nach Franz Kafka am Staatsschauspiel Dresden

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Strampeln. Klettern. Rutschen. Laufen. Stolpern. Wieder rutschen. Wieder klettern. Wieder strampeln. Immer strampeln. Das lässt nicht nach. Nur die Kraft lässt nach. Des Menschen hauptsächlicher Nachlass: Kraftlosigkeit. Die gibt er weiter, Tarnname inklusive: Strebsamkeit, Aufbauwille - das wären solche Deckbegriffe, die aus der Hamsterradexistenz eine Sinnbewegung lügen sollen, aus der wachsenden Kraftlosigkeit das Zweckmärchen Kraft.

Franz Kafka erzählt im Romanfragment »Amerika« die Odyssee des sechzehnjährigen Deutschen Karl Rossmann - von den Eltern verstoßen, aufs Schiff verfrachtet, in New York landend, wie man im richtigen Leben landet: um zu strampeln, zu klettern, zu rutschen. Zu strampeln für ein wenig Geld, zu klettern für ein bisschen Geltung - am Ende alles nur, um wegzurutschen und abzurutschen. Jedes Jahr wünschen wir einander »Guten Rutsch!« und wissen gar nicht, dass wir damit das Grundsätzliche, Fortwährend...


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