Tropenhalle auf Sand gebaut

Die Zukunft der Biosphäre Potsdam ist ungewiss. Das Gebäude entstand für die Bundesgartenschau 2001

Die Landtagsabgeordnete Anita Tack wünscht sich eine Beteiligung des Landes. Die Regierung dachte darüber noch nicht einmal nach.

Die Biosphäre ist ein wunderschönes Ausflugsziel im Volkspark Potsdam, macht aber jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro Defizit. Die Stadt muss dieses Loch regelmäßig stopfen.

Erbaut wurde die künstliche Tropenlandschaft ursprünglich als Blumenhalle für die Bundesgartenschau 2001 - für 29 Millionen Euro, von denen 21,5 Millionen Euro Fördermittel waren. Das ist auch der Grund, warum die Biosphäre aller Voraussicht nach noch mindestens drei Jahre lang ein Klotz am Bein der Stadt Potsdam sein wird. Denn bis einschließlich 2017 gilt eine Zweckbindung als touristische Attraktion. Die Halle darf also nicht einfach abgerissen oder umfunktioniert werden. Für die Zeit ab 2018 bemüht sich die Stadtverwaltung um eine Lösung.

Im Interesse der Zukunft der Biosphäre sollten sich Landeshauptstadt und rot-rote Landesregierung »gemeinsam verantwortlich zeigen«, findet die Landtagsabgeordnete Anita Tack (LINKE), die auch Stadtverordnete ist. Mit Tacks Vorschlag, in der Halle ein Bildungszentrum des Landes Brandenburg für nachhaltige Entwicklung einzurichten, hat sich die Regierung bislang jedoch gar nicht erst befasst, bedauert die Abgeordnete. Sie hat dies durch eine parlamentarische Anfrage an Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) herausbekommen. Die Frage der Nutzungsmöglichkeiten liege in der »alleinigen Verantwortung« der Stadt Potsdam, erklärte Gerber.

Tack ist enttäuscht. Sie wünscht sich Hilfe vom Land. »Die Biosphäre braucht eine nachhaltige Zukunft«, betont sie. »Die verwendeten Fördermittel dürfen nicht nachträglich in den Sand gesetzt werden.«

Die Stadt hatte Varianten für eine Nachnutzung der Biosphäre durch Ingenieure, Architekten und Wirtschaftsprüfer in einer Machbarkeitsstudie untersuchen lassen. Die Ergebnisse wurden im Januar vorgelegt. Der Abriss wurde verworfen, ebenso jedoch die Idee, den Betrieb als Tropenhalle fortzusetzen, denn dies würde nicht nur erfordern, weiterhin jährlich anderthalb Millionen Euro zuzuschießen. Übernommen werden müssten auch Modernisierungskosten in Höhe von 7,4 Millionen Euro. Die Experten raten auch davon ab, die Halle für Kitas, Jugendclubs und Seniorentreffs umzubauen.

Dagegen soll die Halle an private Investoren verkauft werden. Ihnen soll vorgeschrieben werden, das architektonisch bedeutsame Haus mindestens 15 Jahre zu erhalten und ohne kommunale Zuschüsse zu betreiben. Parallel zur Suche nach Käufern soll näher geprüft werden, ob sich eine Gesamtschule samt Sporthalle in der Biosphäre unterbringen ließe. Denn die Stadt braucht einen Plan B, weil schon früher alle Versuche, die Halle loszuschlagen, ergebnislos verlaufen sind. Auch meldete bereits die private Gesellschaft Insolvenz an, die die alte Blumenhalle 2002 nach dem Umbau zur Biosphäre übernommen hatte. 2007 musste deshalb die kommunale Pro Potsdam GmbH einspringen und die Gesellschaftsanteile aufkaufen, um den Weiterbetrieb zu sichern.

»Die Studie zeigt uns einen Weg, wie die Halle erhalten und der Standort auch zukünftig attraktiv gestaltet werden kann«, denkt der Baubeigeordnete Matthias Klipp.

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