Kapp-Putsch

Kalenderblatt

  • Werner Ruch
  • Lesedauer: 2 Min.

In den frühen Morgenstunden des 13. März 1920 marschierten, ohne auf Widerstand zu stoßen, Putschisten durch das Brandenburger Tor in Berlin. Sie riegelten das Regierungsviertel ab und besetzten weitere strategische Punkte. Die von General Freiherr von Lüttwitz und dem Beamten Wolfgang Kapp angeführten Umstürzler verkündeten die Auflösung der 1919 gewählten Nationalversammlung und Absetzung der Reichsregierung: »Die gesamte Staatsgewalt ist auf den unterzeichnenden Generallandschaftsdirektor Kapp als Reichskanzler und Ministerpräsidenten übergegangen. Zum militärischen Oberbefehlshaber und gleichzeitigen Reichswehrminister wird Freiherr von Lüttwitz ernannt.«

Während Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichskanzler Gustav Bauer (beide SPD) die Hauptstadt kampflos preis gaben, nach Dresden und dann weiter nach Stuttgart flüchteten, riefen der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände zum Generalstreik gegen die illegale Gewaltanmaßung auf. Zwölf Millionen folgten dem bis zum 15. März. Die Reichswehrführung indes zeigte der bedrohten Republik die kalte Schulter. Generalmajor v. Seeckt, Chef des Truppenamtes im Reichswehrministerium von Gustav Noske (SPD), vertrat den Standpunkt: »Truppe schießt nicht auf Truppe.« Fakt ist: Die alten kaiserlichen Offiziere machten keinen Hehl aus ihrer monarchistischen Gesinnung. Dem Generalstreik schloss sich dagegen sogar der Deutsche Beamtenbund an. Während die im Krieg 1917 gegründete Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands den Streikaufruf sofort unterstützte, ließ die KPD-Zentrale unter dem Einfluss von Ernst Reuter, damals Reuter-Friesland genannt, fast einen Tag verstreichen.

In Berlin wurden vor allem der öffentliche Verkehr und die Metallindustrie lahmgelegt, es fuhren keine Fern- und S-Bahnzüge mehr, auf dem Bahnbetriebswerk am Schlesischen Tor (heute Ostbahnhof) erfolgten keine Reparatur- und Wartungsarbeiten. Auch in den Großbetrieben Pintsch, Osram und Knorr standen alle Räder still. Über eine Woche gab es in Berlin keine Zeitung, da auch die Drucker in den Ausstand traten.

Mit diesem reichsweiten Streik, dem bis dahin größten in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, hatte die Reaktion nicht gerechnet. Am 17. März kapitulierte die Kapp-Regierung. Auch Noske musste zurücktreten. Der Generalstreik und die in seinem Umfeld entflammten bewaffneten Kämpfe wurden erst am 24. März beendet, denn die Streikenden verlangten die Schaffung von Voraussetzungen gegen einen neuerlichen Militärputsch. Drei Jahre später kam es jedoch bereits zu einem erneuten Anschlag auf die Republik: An der Seite von Hitler marschierte in München der »vaterländische« Berater der Putschisten von 1920, General Erich Ludendorff.

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